Von Räumen und Träumen
Marcel Eberharter gelingt die Fusion aus internationalem Design und österreichischer Handwerkskunst
Ob Hotelprojekte in Dubai oder High End Development in Sao Paolo: Nach seinem Studium an der Interior Design School in London sammelte Marcel Eberharter Erfahrung auf internationalem Parkett. Diese brachte er mit zurück nach Salzburg, wo er das Marcel Eberharter Design Studio gründete und schon bald wichtige Locations - darunter das Restaurant Goldader in Tamsweg oder das Bürgermeister Büro im Schloss Mirabell – gestaltete. Besonders viel Spaß gemacht hat das Design des Hauses am See (siehe Website), bei dem der Kunde Marcel Eberharter und seinem Team komplett freie Hand ließ und blindes Vertrauen schenkte. Eine ganz besondere Auszeichnung, wie der Designer im Interview mit La Loupe schwärmt.
„Unser Stil ist nachhaltig und zeitlos und soll auch in der Zukunft schön anzuschauen sein.“
L.L./ Worauf legt das Marcel Eberharter Design Studio bei der Arbeit besonderen Wert? Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
M.E./ Wir versuchen natürlich, die Kunden in den Vordergrund zu rücken, gehen persönlich und individuell auf sie ein, ohne dabei die Design-Ansprüche aus den Augen zu verlieren. Unser Stil ist nachhaltig und zeitlos und soll auch in der Zukunft schön anzuschauen sein. Wir möchten Räume schaffen, wo sich Menschen wohlfühlen, entschleunigt werden und in gemütlichem Ambiente Entspannung finden können. Dafür darf das Design nicht zu clean sein, aber auch nicht zu verspielt. Diesen Grat zu finden ist immer wieder eine spannende Aufgabe.
„Wir möchten Räume schaffen, wo sich Menschen wohlfühlen, entschleunigt werden und in gemütlichem Ambiente Entspannung finden können.“
L.L./ Welche Erfahrungen konnten Sie im Ausland sammeln und wie wenden Sie das Gelernte in Salzburg an?
M.E./ Bei United Designers in London war ich an der Entwicklung weltweiter Großprojekte beteiligt und betreute Hotelprojekte in Dubai, High End Developments in Sao Paulo und private Kunden in London. Dabei konnte ich mir einen Weitblick aneignen, der mir heute enorm hilft. Seit fünf Jahren zurück in Salzburg, finden wir auch hier verstärkt Kunden, die bewusst das Außergewöhnliche suchen, die selbst viel unterwegs sind und einen internationalen Touch wollen - kombiniert mit dem hohen Anspruch österreichischer Handwerksqualität.
„Neue Materialien und Produkte aufzuspüren ist unser täglich Brot.“
L.L./ Apropos österreichische Handwerkskunst: Sie designen und produzieren auch Ihre Möbel selbst?
M.E./ Unser Handwerksteam arbeitet mit besonders viel Liebe zum Detail und hat einen sehr hohen Anspruch an sich selbst. Da ist es ganz klar, dass auch bei Projekten im Ausland unser Team vor Ort ist und den gesamten Innenausbau mit allen Details übernimmt und fertig stellt.
„Die klassische Raumaufteilung – Esszimmer, Wohnzimmer, Küche – löst sich auf, verschmilzt immer mehr zu einem einzigen großen Raum.“
L.L./ Wie schaffen Sie es, Kundenwünsche einfließen zu lassen und trotzdem Ihre eigene Designsprache durchzuziehen?
M.E./ Zunächst lernt man den Kunden bei einem detaillierten Briefing kennen und findet heraus, wer er ist und was er erwartet. Dann muss ein gemeinsamer Leitfaden entwickelt werden. Das ist immer ein sehr feiner Grat, jeder Kunde ist anders, einige möchten sich mehr einbringen als andere, und der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. Bei unserem jüngsten Projekt, dem Haus am See, hat der Kunde uns schon beim ersten Treffen so viel Vertrauen geschenkt, dass er sagte: Übernehmt ihr! Er war noch nicht mal bei einer Baubesprechung dabei. Dieses Vertrauen war eine große Auszeichnung für mich und mein Team.
„Das Leben bietet heute so viele Möglichkeiten, es gibt Kunden, die nach wenigen Jahren schon wieder alles umbauen.“
L.L./ Sie gestalten auch Restaurants. Die Zeiten, in denen nur das Essen wichtig ist, sind lange vorbei. Wie muss ein erfolgreiches Restaurant heute aussehen?
M.E./ Der Konsument hat immer mehr Möglichkeiten, die er zur Auswahl hat und wird dadurch zu Recht auch anspruchsvoller. So sind wir gefordert, ein Erlebnis zu schaffen, das ihn dazu bewegt, wiederzukommen. Es muss eine gewisse Behaglichkeit und Gemütlichkeit herrschen, erdig und gediegen, die er von zuhause kennt und in der er sich wohlfühlt. Für ein Restaurant sind drei Punkte besonders wichtig: Die Sitzqualität am Tisch, die Tischkultur – wie fühlen sich zum Beispiel Tischtuch und Servietten an? – und schließlich das Licht. Ohne die richtige Beleuchtung wird das beste Konzept nicht funktionieren.
„Es wird nicht mehr für die Ewigkeit gebaut, sondern fürs Jetzt.“
L.L./ Nie wurde so viel Wert auf schönes Wohnen gelegt wie heute. Wie haben sich die Ansprüche der Kunden an ihr Zuhause verändert?
M.E./ Die Kunden werden flexibler und offener. Die klassische Raumaufteilung – Esszimmer, Wohnzimmer, Küche – löst sich auf, verschmilzt immer mehr zu einem einzigen großen Raum. Eigene Bereiche werden seltener verlangt als früher, stattdessen will man heute häufig zum Beispiel die Arbeitswelt ins Zuhause integrieren. Außen und innen verschmelzen, Outdoor- Bereiche werden wichtiger, denn mit dem Klimawandel können wir uns zwischen April und Oktober draußen aufhalten. Die Technik ändert sich rasant, kaum hat man ein Smart Home System eingebaut, gibt es schon wieder ein neues. Aber hier ist auch schon wieder ein Downgrade zu beobachten, eine Rückbesinnung aufs Wesentliche. Auch wird nicht mehr für die Ewigkeit gebaut, sondern fürs Jetzt. Das Leben bietet heute so viele Möglichkeiten, es gibt Kunden, die nach wenigen Jahren schon wieder alles umbauen.
„Ich tu mich schwer mit Trends, sie sind so schnell wieder out.“
L.L./ Inspirationen und Trends verändern sich rasant. Wie bleibt man da am Ball?
M.E./ Ich bin auf fünf internationalen Messen im Jahr. Neue Materialien und Produkte aufzuspüren ist unser täglich Brot. So sind für mich die Trends relativ schnell spürbar. Ich ziehe aber den Ausdruck ‚Innovation‘ vor, ich tu mich schwer mit Trends, sie sind so schnell wieder out. Wenn ich ein spannendes innovatives Produkt finde, etwa lässige Teppiche aus recycelten Plastikflaschen, die sich auch noch toll anfühlen, dann ist das ein Gewinn.
„Meine Batterien lade ich im Wald auf oder in den Bergen, beim Hiken oder Mountainbiken.“
L.L./ Wir leben in einer permanent vernetzten Welt. Was ist Ihr ganz privater Rückzugsort?
M.E./ Die Natur. Die Ruhe. Wir sind immer von Menschen umgeben, das kostet viel Energie. Meine Batterien lade ich im Wald auf oder in den Bergen, beim Hiken oder Mountainbiken. Das ist mein Ausgleich, auf den ich mich jetzt schon wieder freue.
WORDRAP
Dieses Projekt ist ein persönlicher Traum:
Das Haus am See.
Design darf ...
mich auf gar keinen Fall in meinem Alltag einschränken.
Dieses Designobjekt habe ich mir zuletzt gekauft:
Mein Citybike.
In meinen vier Wänden darf ...
Wohnlichkeit und Gemütlichkeit nicht fehlen.
Salzburg bedeutet für mich:
Kultur, Kunst und Kulinarik.
Mit der Gründung seines Büros erfüllte sich der Innenarchitekt einen Traum: Das Marcel Eberharter Designstudio in Salzburg bündelt die Kompetenz international erfahrener Architekten und Interior Designer. Es bietet inspirierende ganzheitliche Lösungen für private Räume, Hotels, Gastronomiebetriebe, Büros und Arztpraxen – von der Grundrissplanung bis hin zum bezugsfertigen Objekt. Im Vordergrund stehen klare, zeitgemäße Formen und Linien, die hingabevoll mit viel Liebe zum Detail vollendet werden. Dass seine Eltern mit ihrem Unternehmen Eberharter Raumgestaltung auf über 30 Jahre Erfahrung in der Branche zurückblicken können, bringt große Synergien mit.