Ungewöhnlich heißt erfolgreich
Zehn Jahre La Loupe! Interview mit Benjamin & Julia Skardarasy
Im Dezember 2011 erschien die erste Ausgabe von La Loupe – the unusual magazine Lech Zürs. Es war die Grundsteinlegung für eine Erfolgsstory, die bis heute knapp eine Million gedruckte Magazine zählt und gesamt 54 La Loupe Ausgaben von Lech Zürs bis Sylt. Einfühlsam, detailverliebt, attraktiv und definitiv einzigartig – das sind die Covers, Interviews, Geschichten und Empfehlungen, mit denen La Loupe seine Leserschaft überzeugt. Ein „Best of“ an besonderen Personen, Hotels, Restaurants und Aktivitäten, das keineswegs irgendeinen Anspruch an Vollständigkeit stellt. „Es geht einfach darum, die schönen Dinge des Lebens mit Design und Feingefühl in den Fokus zu rücken“, wie Benjamin und Julia Skardarasy, die beiden Herausgeber, im Rahmen einer Awardverleihung im Jahr 2020 erklärten. Überhaupt hat La Loupe zahlreiche Design und Brand Awards gewonnen, die Anlass zum gemeinsamen Feiern geben. Zeit also für einen Blick hinter die Kulissen. Anlässlich des Jubiläums bat das Redaktionsteam das Ehepaar Skardarasy zum Interview, um Antworten auf die Fragen nach dem Wieso, Weshalb und Warum zu bekommen.
T. L.L. / Zehn Jahre La Loupe. Eine Erfolgsgeschichte?
B.S. / Ja, unbedingt doch kommt es auch darauf an, wie man Erfolg für sich definiert. In den ersten Jahren von La Loupe waren wir Mitte/Ende 20, etwas zögerlich, aber sehr stolz, dass wir in Lech Zürs ein schönes und neues Printprodukt veröffentlichen konnten. Mit der Zeit wurden wir mutiger, da die Leser und Kunden uns mit dem Ort verbunden hatten und La Loupe eine feste Größe wurde. Mutig genug, um an Persönlichkeiten heranzutreten und sie für ein Interview zu begeistern. Niki Lauda im Herbst 2013 sei hier als Nonplusultra-Beispiel genannt – da hatten wir schon weiche Knie und mussten uns anschließend zwicken. Als tatsächlichen Erfolg verbuchen wir, dass für viele La Loupe ein wichtiger Begleiter geworden ist, sei es vor, während oder noch nach dem Urlaub. Denn auch zuhause blättert es sich herrlich durch die schönen Geschichten und Restauranttipps rund um den Arlberg, somit haben wir den Weg in die Wohnzimmer geschafft.
„Es geht einfach darum, die schönen Dinge des Lebens mit Design und Feingefühl in den Fokus zu rücken.“
T. L.L. / Es gab mal eine Rubrik Zahlen & Fakten. Was hat sich bei La Loupe hierzu angesammelt?
B.S. / Die Inhalte von La Loupe sind von Anfang an geprägt von Einflüssen aus Mode, Design, Kunst oder Musik – eben unseren Leidenschaften. Da auch wir uns als Paar bzw. als Persönlichkeiten verändert und entwickelt haben, sind klarerweise auch im Magazin Stil, Form und Farbe stetig verbessert worden. So finden sich in der aktuellen Version mehr Freiraum und die logischeren Strukturen, die einerseits dem Leser zugutekommen und andererseits mit namhaften Awards ausgezeichnet wurden. Eine Art Zwischenziel, denn es hat schon viel Mut, Kraft und Ausdauer gefordert, in zehn Jahren über 54 Ausgaben zu veröffentlichen. Allein 19 Ausgaben in Lech Zürs, mit über 6.000 Seiten Inhalt, 300.000 gedruckten Exemplaren, die sich Leser sogar nach New York, Australien, Indien oder Dubai bestellen. Da La Loupe in jedem Buchhandel in der DACH-Region erhältlich ist und die Onlineverkäufe in den letzten Jahren beliebter werden, sind es tatsächlich schon eine Million Stück, die gedruckt und gelesen wurden. Allerding wäre dies alles ohne die treuen Leser und die Strahlkraft von Lech Zürs nie möglich gewesen. Stammgäste wurden zu Stammlesern, La Loupe gern gesehen in vielen Bücherregalen und wir in der Branche immer bekannter.
"Es sind tatsächlich schon 54 Ausgaben und eine Million Stück, die gedruckt und gelesen wurden."
T. L.L. / Was ist die besondere Zutat bei La Loupe?
J.S. / Die Mischung macht´s! Benjamin ist gebürtiger Lech Zürser und der Beruf als Tourismuskaufmann führte ihn unter anderem an die Côte d´Azur, nach Villars oder Market Harborough. Durch seine Leidenschaft zu Fachmagazinen, die ihn bis heute nahe am Markt und den Trends der Branche halten, wollte er eben diese auf seine Art beeinflussen und nicht klassisch als Hotelier oder Berater. Mit mir gemeinsam war der Weg zu einem eigenen Magazin schnell eingeschlagen, denn sobald einer von uns eine Idee hat, ist der andere gleich Feuer und Flamme. Als Kunsthistorikerin liebe ich Farben und gute Geschichten, bin schon immer gerne auf Entdeckungsreise gegangen, habe in Wien, New Orleans und Peking studiert. Dabei aber nie meine schwäbischen und burgenländischen Wurzeln verloren, welche für Genauigkeit und Heiterkeit stehen. Beide gehen wir gerne auf nicht ausgetrampelten Pfaden, ein wenig zickzack und erlauben uns den Genuss – schließlich ist La Loupe unser Leben und mehr als ein Nine-to-five-Job. Eigentlich heißt es Skardarasy´s La Loupe – wir sind La Loupe und auch wenn ein Tag mal weniger bunt und fröhlich abläuft, verpflichtet uns unser Name, gute Qualität abzuliefern und die Leser zufriedenzustellen. Am besten vergleicht man uns mit dem Cover jeder Ausgabe: Es gibt ausreichend Farbe, ein paar richtig gute Highlights und ganz viel Balance.
T. L.L. / Habt ihr einen Leitsatz, dem ihr treu bleibt?
J.S. / Für uns ist wichtig, nicht auf der Stelle zu treten, das Magazin stetig weiterzuentwickeln, um so den Lesern von Ausgabe zu Ausgabe nicht unbedingt mehr Seiten, sondern mehr Tiefe zu vermitteln. Die Verlockung, etwas zu kopieren ist sehr groß, das sehen wir oft. Es lässt sich manchmal nicht vermeiden, doch lassen wir uns lieber inspirieren. So um 2015/2016 gab es einen Wendepunkt, daran war wohl eine sechswöchige Amerikareise, unsere Hochzeitsreise, Schuld – ein sogenannter Gamechanger. Selbstverständlich war sie auch romantisch, doch vor allem hat sie uns gelehrt, auf uns und unseren Stil zu vertrauen, denn wir sind eine Einheit – wir sind die Skardarasys.
"Eigentlich heißt es Skardarasy´s La Loupe – wir sind La Loupe und auch wenn ein Tag mal weniger bunt und fröhlich abläuft, verpflichtet uns unser Name, gute Qualität abzuliefern und die Leser zufriedenzustellen."
T. L.L. / Interessantes Format, außergewöhnliche Covers, sensationelle Artikel – vielfach prämiert, alles erreicht! In welche Richtung kann La Loupe sich noch entwickeln?
B.S. / In Richtung Unendlichkeit! Zwar werden sich unsere optischen Merkmale zukünftig nicht stark verändern – die Wiedererkennung ist uns sehr wichtig, da wir aber konstant zwischen unterschiedlichen Ländern, Branchen und Interessensgebieten hin- und herwandern, kann so gut wie alles Einfluss auf La Loupe haben. Zum Beispiel sind wir an einem Schaufenster mit Jeans in Rom vorbeispaziert, welches uns zur Coverfarbe der siebten Ausgabe inspiriert hat. Ein elegantes Dunkelgrün mit Camouflage als Highlight. Zukünftig werden wir nicht weniger aufmerksam unsere Umgebungen, aktuelle Trends und besonders die Menschen um uns wahrnehmen, das hält uns zeitgeistig. Wir lieben die Veränderung und Tradition gleichermaßen, stehen auf Streetfood und Sonntagsbraten, hören Podcasts und Schallplatten – das wird jetzt unendlich (lacht), zeigt aber, wie vielseitig und bunt wir sind. Diese Eigenschaften geben uns die Freiheit, kreativ zu arbeiten und Themen zu finden, die man im ersten Moment leicht übersehen könnte.
T. L.L. / Wie würdet ihr euren Arbeitsalltag beschreiben?
J.S. / Kein Tag ist wie der andere, darum lieben wir unsere Arbeit so sehr. Das alltäglichste ist, dass wir alles gemeinsam – fast schon parallel machen. So wird morgens beim Frühstück der Tagesablauf besprochen, am gemeinsamen Schreibtisch über Ideen getüftelt und die Mittagspause oder der Nachmittagskaffee wirklich nur in absoluten Ausnahmen getrennt verbracht. Für viele – das hören wir oft – wäre diese Form von Arbeit mit dem Ehepartner ein Ding der Unmöglichkeit, für uns ist es das Schönste auf der Welt. Beide haben wir unsere klar getrennten Aufgabenbereiche, die dann perfekt ineinandergreifen, um die Magazine entstehen zu lassen. Sozusagen ein Familienbetrieb, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann. La Loupe ist mit unserem Leben untrennbar verbunden. Aus diesem Grund wurde es ab Ausgabe 9 im Jahr 2015/2016 inoffiziell in Skardarasy´s La Loupe abgeändert. Ob in der Wolke, auf einem Haus oder Auto, jedes Cover hat diese und andere kleine Botschaften.
"Diese Qualität zu liefern ist zeitaufwändig und wird immer seltener, doch La Loupe ist eine Sammlung aus handverlesenen Kleinigkeiten – eben von uns persönlich."
T. L.L. / Das Cover allein macht noch kein Magazin. Wie entstehen die Inhalte, woher kommen die Ideen?
B.S./ Darüber müssen wir selbst oft lachen, denn tatsächlich fällt uns die Themensuche äußert leicht, vielleicht weil wir so neugierig sind. Nun – nicht die schlechteste Eigenschaft, wenn man hauptberuflich ein Magazin verlegt; allerdings mussten wir dadurch schon oft die Seitenzahl erhöhen. Das ist es uns aber wert, denn gute Geschichten müssen erzählt und abgedruckt werden. Abgesehen von den großartigen Begegnungen, die wir dadurch schon hatten, bekommen die Interviews und Stories eine sehr persönliche Note. Diese Qualität zu liefern ist zeitaufwändig und wird immer seltener, doch La Loupe ist eine Sammlung aus handverlesenen Kleinigkeiten – eben von uns persönlich. Noch ein Geheimnis sei an dieser Stelle verraten: Die Covers werden seit 2018 von Julia per Hand vorgezeichnet – klassisch mit Bleistift auf Papier, einer Tasse Tee und Radiergummi. Immer ein Unikat.
T. L.L. / Ihr seid zeitgeistig, kennt euch mit Trends in Mode und auf den Tellern aus, doch arbeitet ihr auch zeitgemäß?
J.S. / Unsere Abläufe intern, das heißt mit bis zu zehn Freelancerinnen im Team, kommunizieren wir ausschließlich über ein Projektmanagementtool, ohne E-Mail, ohne Papier. Ja, richtig gelesen – für uns arbeiten großteils Powerfrauen, deren Input, Begeisterung und Leidenschaft für La Loupe mit der unseren deckungsgleich ist. Kurz vor Druck, das heißt, bevor alles freigegeben und unwiderruflich an die Druckerei geschickt wird, muss es schon mal schnell gehen oder wir sitzen bis Mitternacht und später, da wächst man zusammen. Alle haben denselben Kloß im Hals, sind aufgekratzt und gleichzeitig erleichtert, dass die letzten drei bis vier Monate wieder ein wunderschönes Magazin ergeben haben, auf das wir alle stolz sein können. Dieses eingespielte Team stärkt und motiviert uns als Herausgeber. Für frischen Wind sorgen immer wieder junge Talente und Start-ups, die ihr Können bei La Loupe einbringen oder als Backup zuarbeiten. Zwar teilen wir uns kein Büro im klassischen Stil, das mit einer gemütlichen Kaffeebar oder Meetingcorner lockt, doch treffen wir uns eben online und teilen auch Privates aus unseren Leben in Wien, Salzburg, München, Dornbirn, Turin oder Berlin. An dieser Stelle ein großes Lob an unser Kernteam Julia, Lisa, Katrin und Judith; ihr seid wunderbar.
"Das alltäglichste ist, dass wir alles gemeinsam – fast schon parallel machen. Für viele – das hören wir oft – wäre diese Form von Arbeit mit dem Ehepartner ein Ding der Unmöglichkeit, für uns ist es das Schönste auf der Welt."
T. L.L. / Welche Geschichten haben es nicht ins Magazin geschafft?
J.S. / Die Geschichten über uns, alle anderen wurden gedruckt. Zwar entsprechen die Inhalte unserem persönlichen Interesse, doch stehen wir nicht im Mittelpunkt oder mimen die Reiseleiter. La Loupe soll keine Vorlage für den perfekten Urlaub zum Nachmachen sein, mehr eine Auswahl der schönsten Plätze in großartigen Orten wie Lech Zürs geben. Schließlich will man ankommen und gleich mit dem Genießen starten, ohne auf Bewertungen von Unbekannten zu hoffen oder auf gut Glück ein Restaurant finden zu müssen, wenn der Magen schon knurrt. Vielleicht sprechen wir hier auch aus Erfahrung, denn selbst wir sind keine Reiseprofis. Allerdings macht uns die Suche Spaß – besser gesagt das Finden und dann müssen wir jedem davon berichten.
T. L.L. / Im letzten Jahr ist Reisen und Genießen vorerst zum Stillstand gekommen. Wie seid ihr persönlich damit umgegangen?
B.S./ Seit zehn Jahren steht La Loupe bei uns im Fokus, das haben wir so beabsichtigt und nie in Frage gestellt. Plötzlich stand alles still, da waren andere Dinge gefragt als ein Reisemagazin. Doch als hoffnungslose Optimisten mit einer Sammlung von 54 La Loupe Ausgaben und den wichtigsten Designpreisen im Schrank war schnell klar, dass wir abwarten, ein wenig zurückschrauben und sobald als möglich weitermachen. Aufgeben hätte nicht unserem Naturell entsprochen und auch wenn wir nicht so viel unterwegs waren wie gewohnt, um Restaurants und Hotels unter die Lupe zu nehmen, mussten wir genießerisch nicht zurückstecken. Ich bin ein leidenschaftlicher Koch und Julia hat auch daheim ein Händchen für Design. Generell achten wir stark auf unser Umfeld, wer und was uns beeinflusst. Weniger ist uns lieber.
"Die Covers werden seit 2018 von Julia per Hand vorgezeichnet – klassisch mit Bleistift auf Papier, einer Tasse Tee und Radiergummi. Immer ein Unikat."
Alles, was man für einen schönen Urlaub wissen muss, findet der Leser in La Loupe, dem mehrfach ausgezeichneten Pocketmagazin. Der Guide auf Deutsch und Englisch nimmt neben ein paar größeren Städten vor allem Österreichs bekannte Tourismusorte im Sommer wie im Winter unter die Lupe. Insgesamt gibt es 54 verschiedene La Loupe Ausgaben von unterschiedlichen Destinationen, die für Leser und Einheimische vor Ort bei den Auflagestellen kostenlos erhältlich sind. Alle haben den gleich hohen Qualitätsanspruch an das Design und die redaktionellen Inhalte. „Das kontinuierliche Hinterfragen und Weiterentwickeln unserer La Loupe Magazine beschäftigt uns nun seit zehn erfolgreichen Jahren“, so Benjamin Skardarasy. Wer also nach Tipps zu Restaurants, Unterkünften, Ausflügen, sportlichen Aktivitäten und Kunst sucht, sollte sich diesen Designleitfaden mit einfallsreichen Illustrationen und glitzernden Anwendungen auf dem Cover holen. Ergänzt wird das Printmagazin übrigens von der Webseite www.laloupe.com, die sich ebenfalls in Magazin und Guide gliedert. La Loupe ist international positioniert und hat Zugang zu einem großen, globalen Netzwerk mit gutem Geschmack.
Die Erfolgszahlen im Überblick:
La Loupe Destinationen bisher: Lech Zürs am Arlberg, St. Anton am Arlberg, Stuben am Arlberg, Kitzbühel, Garmisch-Partenkirchen, Salzburg, München, Kampen/Sylt, Zillertal, Innsbruck, Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Niederösterreich
Sonderausgaben: Generali München Marathon, Zürs Jobs on the Rocks, Kampen & Lech Zürs
Awards gewonnen: Red Dot Award 2020, German Design Award Winner 2020, German Brand Award Gold 2020, German Brand Award Winner 2020, IF Award 2020, ICMA – International Creative Media Award 2017.