Tradition und Transformation
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Tradition und Transformation

Interview mit Olivia Strolz

Mit Olivia Strolz leitet bereits die vierte Generation die Geschicke des in Lech ansässigen Traditionsunternehmens, welches im nächsten Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert. Die gebürtige Bregenzerin und Urenkelin des Gründers Ambros Strolz wuchs praktisch im Sporthaus auf, wo sie als Kind zwischen Mode und Skischuhen gespielt hat. Mit ihrer Leidenschaft für die alte Handwerkskunst und ihr Gespür für technische Innovation stellt sie sicher, dass Strolz auch weiterhin die beste Ausrüstung, Kleidung und Schuhe bereitstellt, die sorgfältig für das Klima und den Lebensstil am Arlberg ausgewählt wurden.

L.L./ Sie haben Architektur in Wien studiert und sind jetzt Geschäftsführerin von Strolz Sport & Mode. Was waren Ihre Beweggründe, die Großstadt zu verlassen und den Familienbetrieb in Lech zu führen?

O.S./ Eigentlich war das nie mein Plan. Aber während meiner Diplomarbeit war ich dann für ein Jahr in Lech und habe als eine Art Trainee in jeder Abteilung gearbeitet. Nur, um mir einfach mal anzuschauen, was ich alles nicht will. Das muss man ja schließlich auch wissen. Aber dann hat es mir unglaublich gut gefallen und ich habe mich in das Unternehmen und die Mitarbeiter verliebt. Ich habe dann aber noch zwei Jahre als Architektin gearbeitet, bevor sich die Gelegenheit bot, ins Unternehmen einzusteigen. Da meine Familie bereit war, mich zu unterstützen, habe das Angebot angenommen.

L.L./ 2021 wird Strolz 100 Jahre alt. Welche Ereignisse waren in der Geschichte besonders prägend?

O.S./ Bei 100 Jahren fällt mein Anteil als Geschäftsführerin der letzten drei Jahre wohl am Kleinsten aus (lacht). Was mir als Erstes einfällt, sind die ganzen Leute, die hier mitgewirkt haben. Wir sind dabei, einen Film bzw. Beiträge zu machen, wo genau diejenigen zu Wort kommen, die Strolz mitaufgebaut haben. Das sind wirkliche Wegbegleiter, von denen manche schon seit 50 Jahren im Unternehmen sind. Es ist echt spannend, ihren Erzählungen zu lauschen, und zu sehen, inwiefern das Unternehmen einzelne Leute geprägt hat und umgekehrt. Das ist nicht nur die eigene Familie. Auch wenn Oma Herta Strolz natürlich alles Mögliche erzählen kann.

Strolz Lech Sportmodehaus Beleuchtet

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Nur, um mir einfach mal anzuschauen, was ich alles nicht will. Das muss man ja schließlich auch wissen.

Wordrap mit Olivia Strolz

Mein Morgenritual ist … Espresso und dann los.

An Lech Zürs schätze ich … die großartige Natur.

Das typisches Kleidungsstück für Lech Zürs … der Dolomiti-Schuh.

Privat trage ich am liebsten … einen Mix aus urban und lokal.

Trend oder Stil? Stil.

L.L./ Der Sport- und Modehandel ist ständig im Wandel. Was ist Ihre Vision für das Modehaus Strolz? Um in Architektursprache zu sprechen: Wo befindet sich die Umsetzung aktuell – im Aushub oder schon bei der Firstfeier?

O.S./ Ich würde gerne noch mehr in den Bereich Service und Dienstleistung gehen. Wir von Strolz möchten das Einfallstor zum Arlberg sein. Mit dem 100-jährigen Jubiläum nächstes Jahr wird Strolz die digitale Welt erobern. Wir sind also beim Refurbishment.

L.L./ Architektur und Mode haben beide mit Design zu tun. Mit dem Skiservice ist ein Architektur-Juwel entstanden und Ihr Katalog spricht seit Jahren für sich. Welche Designsprache verfolgen Sie mit Strolz?

O.S./ Wenn man etwas übernimmt, sollte man eigentlich sowohl das Bestehende beibehalten als auch neue Aspekte einbringen. Gerade beim Katalog ist es schön, dass er einer Linie treu bleibt und doch jedes Jahr etwas Neues dazukommt. Nächstes Jahr wird er nochmals etwas anders sein. Und auch im Shop bemühen wir uns, dass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Wir schauen immer, dass der Blick offen und nicht zugestellt ist. Zudem arbeiten wir konsequent immer mit den gleichen Materialien, sprich Messing, Gold und Holz. Unser Stil? Modern und clean, aber immer alpin.

Es ist echt spannend, zu sehen, inwiefern das Unternehmen einzelne Leute geprägt hat und umgekehrt.

L.L./ Lech und Vorarlberg ist für seine Architektur bekannt. Wie würden Sie die Architektur in Lech beschreiben?

O.S./ Lech ist es gelungen, seinen charakteristischen Charme beizubehalten. Auch dank strenger Bauvorschriften und architektonischer Regeln, die beachtet werden müssen. Es gibt sicherlich die ein oder andere Perle, die es noch zu entdecken gilt. Der USP von Lech ist, dass hinter jedem Hotel oder Betrieb eine Familie steht, deren Stil, Geschmack, Philosophie und Geschichte man auch sieht. Es ist eben nicht generisch, sondern etwas ganz Spezielles.

L.L./ Wie bleibt man modisch bei Wind und Wetter?

O.S./ Eindeutig mit Schichten. Schicht um Schicht. Im sportlichen Bereich sieht man dies ja schon länger und auch bei der Mode kommt es jetzt langsam. Schaut man sich beispielsweise die Frauenschuhkollektion dieses Jahres an, sieht man, dass modische Teile mit funktionalen Stücken kombiniert werden. Absolut wetterfest!

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Wir von Strolz möchten das Einfallstor zum Arlberg sein.

L.L./ Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

O.S./ Sportlich-elegant vielleicht?

L.L./ Welche fünf Teile nehmen Sie mit in den Urlaub? Was darf nicht fehlen?

O.S./ Eine Softshelljacke darf auf keinen Fall fehlen. Die ist im Sommer wie im Winter Gold wert. Ansonsten alles, was knitterfrei und leicht zu handhaben ist.

Wenn man etwas übernimmt, sollte man Bestehendes beibehalten und auch neue Aspekte einbringen.

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L.L./ Die Sport- und Modebranche wird jedes Jahr mit Trends und Innovationen regelrecht überschwemmt. Nach welchen Kriterien wählen Sie heutzutage die neue Kollektion aus?

O.S./ Wir machen das als Team. Wir sind immer interessiert daran, was es an Neuigkeiten und Innovationen gibt. Oft scheint es eine Innovation zu sein, entpuppt sich dann aber als „as usual“. Innovationen, die uns begeistern, werden erstmal getestet, bevor sie ins Geschäft gebracht werden. Letztes Jahr beispielsweise war es Skiunterwäsche aus Aigen, die einen optimalen Klima- und Tragekomfort auf der Haut hat. Klingt das gut oder nicht gut? Wir testen dies und wenn es uns überzeugt, können wir es mit voller Überzeugung im Geschäft anbieten.

L.L./ „Think global, buy local.“ Was ist das Besondere am regionalen Einkaufen in Lech Zürs?

O.S./ Das Schöne bei uns ist, dass es viele Produkte aus der Region gibt. Wie die Skier der Marke Golden Eagle. Sie werden in der Umgebung von Salzburg hergestellt. Oder der Strolz-Schuh, der ganz in unserer Nähe produziert wird. Oder auch die gastronomischen Köstlichkeiten, die es nur hier gibt.

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L.L./ In all den Jahren hat sich der geflügelte Begriff „strolzen gehen“ etabliert. Warum sollten Gäste, die zum ersten Mal in Lech und Zürs sind, auf jeden Fall einmal „strolzen gehen“?

O.S./ Weil es mehr ist als nur Einkaufen. Es gehört einfach zu Lech dazu. Man muss aber nicht unbedingt etwas kaufen, sondern kann auch nur zu uns kommen, um einen Schinken zu essen, meine Oma kennenzulernen oder sich einfach im Geschäft inspirieren zu lassen. Ich freue mich, wenn ich jemanden im Geschäft zum Kaffee einladen kann.

Es gibt sicherlich die ein oder andere Perle, die es noch zu entdecken gilt.

Strolzteam alexgotter final

© Strolz
Inside story

Im Jahr 1921 eröffnet Ambros Strolz eine Schuhmacherwerkstatt und fertigt Skischuhe aus Leder für die damals noch nicht so zahlreichen Skifahrer. Genau 97 Jahre später übernimmt seine Urenkelin Olivia Strolz die Führung des Familienunternehmens. Heute wie damals erfüllt Strolz den Anspruch: Ausrüstung auf höchstem handwerklichen Niveau und aus bestem Material. Olivia Strolz ist Architektin, Geschäftsführerin von „Strolz Sport & Mode“ und im Vorstand der Jungen Wirtschaft Vorarlberg.


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