Tradition „en vogue“
Wenn Innovationskraft und klassische Ideale miteinander verschmelzen
Oberlech am Arlberg – 365 Tage im Jahr eine Traumdestination für Menschen, die zwischen Natur, Wellness und kulinarischem Genuss ihre Auszeit vom Alltag suchen. An diesem Sehnsuchtsort empfängt die Familie Lucian auf 1.750 Meter Höhe seit mehr als 60 Jahren ihre Gäste aus aller Welt. Angefangen hat alles mit dem kleinen „Burgstüble“, das im Laufe der Jahrzehnte zu einem Vier-Sterne- Superior-Refugium herangewachsen ist. Immer wieder wurde „die Burg“ dabei dem Zeitgeist angepasst, blieb aber dennoch ihren traditionellen Werten treu. Ein Prinzip, dem sich auch die dritte Generation an der Spitze verpflichtet fühlt, und so führen Christian Lucian und seine Lebensgefährtin Patricia Lorenz mit ihrem „Tradition ,en vogue‘“-Konzept die Erfolgsstory des Burg Hotels fort.
„Die Familie Lucian selbst ist seit jeher ein innovatives Unternehmen.“
L.L. / Wie würden Sie die Burg aus Ihrer Sicht von gestern, heute und morgen beschreiben?
P.L. / Die Familie Lucian selbst ist seit jeher ein innovatives Unternehmen. Angefangen bei Oma Helga und Opa Fridolin Lucian und dem Bau eines drei Kilometer langen Tunnels unter dem Ort, über Elisabeth und Gerhard Lucian, die mit ihrem Team die Burg zum „Place to be“ gemacht, ein Biomasseheizwerk gebaut und für viele kulinarische Highlights gesorgt haben. Auch unsere Köpfe stecken voller Ideen.
C.L. / Die Burg war immer schon ein Ort des Treffpunkts. Wir haben ein Restaurant, eine Eisbar und unseren Selbstbedienungsbereich und da wir mitten im Skigebiet liegen, kommt man zwangsläufig an der Burg vorbei, wenn man hinunter nach Lech fahren möchte. Ich finde es toll, dass wir mit unserer Vielfalt jeden Gast abholen können. Es macht uns und unseren Mitarbeitern unheimlich viel Spaß, gerade weil es so abwechslungsreich ist. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.
„Die Burg steht für Lech und Lech für die Burg.“
L.L. / Es ist heutzutage notwendig, nicht auf der Stelle zu treten. Welche Veränderungen sind Ihnen ein Anliegen und an welchen Traditionen möchten Sie aber auch festhalten?
P.L. / Ich würde uns als traditionsliebende Menschen bezeichnen, die gerne „Grüß Gott“ sagen anstelle von „Hi“. Wir sind keine Trendsetter, die sich jeder Modelaune annehmen müssen und möchten. Dennoch gibt es das ein oder andere Detail, das wir mit Blick auf die Neuausrichtung an den Zeitgeist anpassen werden. Wo wir definitiv niemals Veränderungen vornehmen würden, ist beim Service und der Höflichkeit nach „alter“ österreichischer Schule. Der Gast ist König und darf auch gerne nach einer anderen Beilage zu seinem Gericht fragen, auch wenn das Menü etwas anderes vorgibt.
Traditionen aufrechtzuerhalten ist nicht gleichzusetzen mit Stillstand, sondern es geht darum, die klassischen Tugenden weiterzugeben. Was mir wichtig ist, ist, dass der Berufsstand aller Fachkräfte, die in unserer Branche arbeiten, wieder an Achtung gewinnt. Es sind gute Berufe, die vielseitige und abwechslungsreiche Tätigkeiten bieten und damit zu den Berufen mit Zukunft gehören! Seit September dieses Jahres haben wir das erste Mal auch im Herbst geöffnet, weil wir ein ganzjähriger Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter sein möchten.
C.L. / Veränderungen sind gerade für unser Haus kein einfaches Unterfangen. Vor allem als junge Führungsspitze hat man immer Angst, zu viel Gas zu geben und mit fortwährenden Neuheiten die Gäste zu verschrecken. Am Ende des Tages muss es doch den Gästen genauso gut gefallen wie uns. Zurzeit legen wir den Fokus auf unsere Mitarbeiter, denn die Situation in der Branche ist prekär. Gute Mitarbeiter sind schwer zu finden. Daher haben wir jetzt erstmals intern einiges verändert und einen Human-Ressources-Bereich geschaffen, der uns beim Management unserer Mitarbeiter unterstützt und als erste Anlaufstelle für sie und eventuelle Probleme fungiert. Nächstes Jahr werden wir in ein neues Mitarbeiterhausinvestieren, aber auch andere Projekte wie die Renovierung der Zimmer und Bäder im Hotel stehen auf der To-do-Liste.
„Ein gutes Design hält sich nicht an kurzweilige Trends, sondern ist über jeden Zeitgeist erhaben.“
L.L. / In einem Unternehmen wie der Burg kann man ganz nach Geschmack und Vorlieben viel verändern. Wo gewinnen Sie Ihre Inspiration?
P.L. / Wir sind beide sehr bodenständig. Es liegt uns viel daran, dass die Burg so bleibt, wie sie ist: Tradition mit einem Hauch Moderne. Das österreichische Flair darf nicht verloren gehen. Inspirationen in dieser Richtung holen wir uns von überall. Wir reisen viel und schauen uns natürlich auch viel an.
C.L. / Bei Umbauten schauen wir vorwiegend auf die Langlebigkeit der Materialien und des Designs. Ein gutes Design hält sich nicht an kurzweilige Trends, sondern ist über jeden Zeitgeist erhaben. Nach diesem Prinzip sind wir auch schon bei der Neugestaltung unseres Wellnessbereiches vorgegangen: Naturstein und Altholz – hochwertige Materialien in Verbindung mit einem klassischen Design sind zu etwas Zeitlosem verschmolzen, an dem sich unsere Gäste noch Jahre erfreuen können.
„Doch es gibt ein exklusives Gesetz, das für alle gilt: Alles, was in Lech passiert, bleibt in Lech.“
L.L. / Auf den Bildern der neuen Sommerbroschüre erkennt man ganz klar, dass Sie Ihre Marke nach dem Motto „Traditionen ,en vogue‘“ neu ausgerichtet haben. Was kann man sich unter diesem Konzept vorstellen?
P.L. / Wir möchten die Burg so erhalten, wie sie ist – typisch österreichisch! Wer in die Berge fährt, möchte Österreich sehen und sein Flair erleben. Bei uns kann man noch die öster-reichische Gemütlichkeit erfahren, auch wenn das bedeutet, mal über die Stränge zu schlagen. Wir sind bewusst kein Fünf-Sterne-Haus mit absoluter Ruhe, sondern ein Ort, an dem das Leben gefeiert wird.
C.L. / Die Burg steht für Lech und Lech für die Burg. Der Ort ist groß geworden durch Kulinarik, Familienfreundlichkeit und eben Traditionen. Hier kann man immer wieder herkommen – egal ob Sommer, Herbst oder Winter – und die besten Tage des Jahres erleben. Genau das trifft auch auf die Burg zu. Der frischere, zum Zeitgeist passende Markenauftritt der Burg soll uns dabei helfen, auch die junge Zielgruppe abzuholen und nicht aus den Augen zu verlieren. Wir haben eine gute Mischung im Haus – hier kann jeder seinen Interessen nachgehen. Sei es der Sportler, der um 7 Uhr zum Frühstück kommt, weil er danach Laufen geht oder der Nachtschwärmer, der erst um 4 Uhr ins Bett fällt. Starre Abläufe sucht man in der Burg vergebens. Hier kann jeder und hier soll jeder sein, wie er möchte!
L.L. / Die Burg traf schon immer den Zeitgeist. Glauben Sie, dass sich auch das neue Konzept schnell einfügt und typisch für die Burg wird? Welche Rolle spielen Sie dabei?
P.L. / Ja, das denken wir schon. Die meisten unserer Gäste sind Unternehmer, die schon in der Arbeit genug Druck erfahren und diesen nicht auch in ihrer Freizeit benötigen. Feste Regeln findet man daher bei uns nicht. Doch es gibt ein exklusives Gesetz, das für alle gilt: Alles, was in Lech passiert, bleibt in Lech.
C.L. / Auf jeden Fall. In der heutigen Zeit reden die Leute immer weniger miteinander. Gespräche finden meist nur über die Social- Media-Plattformen statt, dabei sehnen sich die Leute nach dem persönlichen Kontakt vor allem hier in unserer Region rund um den Arlberg. Es passiert schon das ein oder andere Mal, dass man mit einem Gast spricht, während zufällig ein anderer Bekannter vorbeiläuft und man diesen dann zum Gespräch und auf einen Drink mit an den Tisch holt. So funktioniert Austausch! Das ist aber keine Rolle, die ich hier aktiv als Gesprächskuppler einnehme. Zumal sich die meisten Hausgäste bestens kennen. Wir haben hier einen sehr hohen Anteil an Stammgästen. Trotzdem müssen auch neue Gäste oder Ausflügler keine Schwellenangst haben, sondern sind herzlich willkommen, sich in der Burg der österreichischen Gemütlichkeit hinzugeben.
„Am Ende des Tages muss es doch den Gästen genauso gut gefallen wie uns.“
WORDRAP
Wenn Lech ein Wein wäre …
C.L. / dann wäre es ein guter französischer Rotwein, der von Jahr zu Jahr besser wird.
Die Burg ist Dreh- und Angelpunkt für …
P.L. / Jung und Alt, die als Genießer zu uns kommen.
Work-Life-Balance ist für uns …
P.L. / unsere Arbeit – ein fließender Übergang!
Das bewundere ich an Patricia:
C.L. / Ihre Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber allen Menschen.
Das bewundere ich an Christian:
P.L. / Seine jederzeit besonnene Art, elegant mit allen Situationen umzugehen.
Unser Dank gilt …
P.L. / Mein Dank gilt meiner Mutter, die mich zu der gemacht hat, die ich heute bin und Christians Vater, der mich durch einige schwere Situationen geleitet und mir viel ermöglicht hat.
C.L. / Mein Dank gilt den Generationen davor und dem, was sie nicht nur für die Burg, sondern ganz Oberlech geschaffen haben.
L.L. / Die Burg hat eine langjährige kulinarische Geschichte mit dem Beef Tartar als berühmtesten Akteur. Wo liegt der Ursprung dieser legendären Delikatesse aus Ihrem Haus?
C.L. / Das Beef Tartar gehört zur Burg seit den Zeiten, als mein Vater Gerhard noch Küchenchef war. Das müsste Anfang der 80er-Jahre gewesen sein. Zu dem Zeitpunkt war mein älterer Onkel Hugo Serviceleiter. Es gab zwischen den beiden einen Riesenkrach um ein Beef Tartar, das zu wenig gewürzt war. Und wie junge Küchenchefs eben sind, hat mein Vater auf stur geschaltet und meinem Onkel gesagt „er könne sein Tartar allein machen!“ – seit diesem Tag wird unser Tartar direkt am Tisch zubereitet. Eine Zubereitung, die nur ganz wenige Häuser anbieten.
„Es ist mehr eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit dem, was die Natur hergibt, arbeiten wollen.“
L.L. / Wie kann man die Küche der Burg beschreiben?
P.L. / Abwechslungsreich. So finden die Gäste neben deftigen Speisen auch leichte und frische Gerichte auf der Karte. Abends können unsere Hausgäste aus einem wechselnden À-la-carte-Menü zwischen vier Hauptgerichten sowie drei Vorspeisen wählen – da ist für jeden etwas dabei und es wird auch nie langweilig.
C.L. / Inspirationen für unsere Küche holen wir uns durch Besuche anderer Hotels, während wir im Urlaub sind. Wir waren vor Kurzem in Frankreich und haben dort ein paar interessante Gerichte kennengelernt, die auch zur Küche der Burg passen könnten. Zusammen mit unserem langjährigen Küchenchef Sebastian Daeche experimentieren wir dann ein wenig, um bestmöglich den Geschmack unserer Zielgruppe zu treffen. Eine Herausforderung, die mit viel Spaß verbunden ist. Denn unser Küchenchef ist ein echter Spitzenkoch, der in traditionsreichen Unternehmen in Österreich gelernt und gearbeitet hat, aber die französische Küche von der Pike auf kennt. Natürlich muss es in der Burg, neben dem Hauch an „En-vogue“-Gastronomie auch das traditionelle Wiener Schnitzel oder Tafelspitz geben. Nicht zu vergessen, den Kaiserschmarren oder die Frittatensuppe. Während die meisten Gerichte – je nach Saison und Zeitgeschmack – sich periodisch ändern, sind die genannten Klassiker immer auf der Karte zu finden. Evergreens, die einfach zur Burg, zu Lech und traditionell zu Österreich gehören.
„Ich würde uns selbst als Genießer bezeichnen, die gerne alles ausprobieren.“
L.L. / Verraten Sie uns Ihr Lieblingsgericht?
P.L. / Wir sind beide Viel- und Allesesser genauso wie Trinker (*lacht). Ich würde uns selbst als Genießer bezeichnen, die gerne alles ausprobieren.
C.L. / Was immer – zu jeder Tagesform und Zeit – geht, sind Spaghetti Bolognese. Aber auch einfache Sachen wie ein Schnittlauchbrot mit Schwarzbrot, Butter von der Kriegeralpe und frisch gepflücktem Bergschnittlauch lassen einen immer das Wasser im Mund zusammenlaufen.
L.L. / Mit viel Leidenschaft werden beispielsweise Käse und Wurst hauseigens produziert. Ist das heutzutage ein ausschlaggebender Punkt für den Erfolg in der Branche?
C.L. / Ob das jetzt allgemeinhin wichtig ist, kann ich gar nicht sagen. Mittlerweile gibt es ja eine heuchlerische Regionalität, die prominent verbreitet wird. Für uns ist es aber gar nicht so wichtig, dass jeder Gast wissen muss, wo die Produkte oder die Zutaten für die Gerichte herkommen. Es ist mehr eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit dem, was die Natur hergibt, arbeiten wollen. Mein Vater hat den Grundstein für die „Burgsche Regionalität“ gelegt, als er nicht nur seine selbst erlegten Tiere für die Küche weiterverarbeitet, sondern auch als offizieller Landwirt aus frischer Kuhmilch leckeren Käse und genussvolle Butter hergestellt hat. Oder nehmen wir den Wein: Dieser ist bei uns ein immer präsentes Thema. Gerade weil es heute meine absolute Leidenschaft ist. Ich bin erstmals damit in der Tourismusschule in Kontakt gekommen, wo ich zum Jungsommelier ausgebildet wurde. Dazu kam der Einfluss unseres langjährigen Sommeliers Hermann Lankmaier und natürlich der meines Vaters. Heute können wir bereits neun Jahrgänge aus eigener Produktion anbieten. Demnächst werden wir auch Kräuteröle mit den im Sommer frisch gepflückten Bergkräutern reichen können. Bis jetzt kommen unsere Gäste ja „nur“ in den Genuss des berühmten Oberlecher Kräutertees von meiner Oma, der auf einer Geheimrezeptur aus Bergkräutern basiert, die nur in Oberlech wachsen.
L.L. / Als neues Powercouple an der Spitze des Unternehmens müssen Sie zusammen an einem Strang ziehen. Wo liegen Ihre Stärken, wo die Schwächen?
P.L. / Wir sind wie Yin und Yang. Ich bin für das Marketing zuständig, während Christian der Zahlenjongleur ist. Ich bin der frische Wind, der den Hauch an Modernität in das Gemäuer weht, Christian ist eher der Beständige. Man braucht aber beides, um Erfolg zu haben.
C.L. / Ich stimme mit Patricia voll überein. Wenn man als Paar zusammen in der Hotellerie arbeitet, hat das nur Vorteile. Angefangen vom Verständnis der Arbeitszeiten bis hin zu denselben Interessen, die das Gewerbe betreffen. Privat und beruflich vermischt sich hier und es gibt immer etwas zu bereden.
„Man braucht aber beides, um Erfolg zu haben.“
Begonnen hat alles im Jahr 1961, als Helga und Fridolin Lucian das „Burgstüble“ eröffneten. Keiner konnte damals ahnen, dass aus der kleinen Skihütte mit einem Wollvorhang als Tür einmal eines der schönsten Domizile des Sonnenplateaus werden sollte. Getreu der Maxime „Fortschritt im Blut, Service von Herzen“ gehören Innovationskraft und Freundlichkeit zu den wesentlichen Merkmalen der Firmenphilosophie von Familie Lucian, die zusammen mit ihrem Team seit über sechs Jahrzehnten für Entspannung und Wohlbefinden bei den Gästen sorgen.