Strolz Reloaded

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es nun wieder steil bergauf für das Traditionshaus Strolz in Lech, das seit mehr als 100 Jahren Sportler, Urlauber und Einheimische gleichermaßen modisch einkleidet und mit maßgefertigten Skischuhen auf Pisten-abenteuer schickt. Wir wollten mehr über den Neustart wissen und haben Olivia Strolz, Geschäftsführerin in vierter Generation, zum Interview gebeten, um mit ihr über stürmische Zeiten, neue Herausforderungen und bewährte Tradition zu sprechen.

L.L. / In unserem letzten Interview vor mehr als zwei Jahren sprachen wir mit Ihnen über Transformation und Tradition des Hauses Strolz. Was hat sich seitdem verändert?

O.S. / Eine Menge! Ich würde fast schon sagen, es ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Wir haben die Zeit um Corona gut für uns genutzt, relativ viel zu verändern und uns so neu und besser für die Zukunft aufzustellen. Kein ganz einfacher Schritt, aber ein nötiger, der uns viel Schweiß, Blut und Wasser abverlangt hat. Den größten Wandel haben wir in der Gesellschaftsstruktur des Unternehmens vollzogen: Als ich in Strolz eingestiegen bin, waren es acht Familienmitglieder, denen das Unternehmen gehörte. Während der Pandemie haben mein Vater und ich alle Gesellschafter ausbezahlt. Ich bin also eigentlich Investor in die eigene Firma.

Ob wir es vielleicht auch zu zweit geschafft hätten, Strolz wieder an die Spitze zu bringen? Vielleicht! Aber um die Herausforderung, wohin die Reise gehen soll, besser anzugehen, haben wir uns dafür entschieden, externe Unternehmer einzubringen. Zugegebenermaßen keine Entscheidung, die uns leicht gefallen ist. Jeder, der in einem Familienunter-nehmen tätig ist, weiß, dass so ein Schritt nämlich auch Risiken birgt, die wir aber bereit waren einzugehen, aber nur unter der Prämisse, dass uns Strolz weiterhin zu 50 Prozent gehört.

L.L. / Das Kapitel Corona ist sicherlich kein angenehmes Thema, dennoch bringen Krisen auch Chancen mit sich. Welche neuen Perspektiven haben sich für das Unternehmen ergeben?

O.S. / Dank der Einbeziehung von Externen ist wahnsinnig viel neues Know-how in die Firma geflossen. Das ist ein Riesenmehrwert, der über die bloße Investition von Geld hinaus geht. Nehmen wir beispielsweise unser großes E-Commerce-Projekt im Skiverleih, welches wir im vergangenen Jahr angestoßen haben: Strolz war schon immer sehr stationär, heute ist das Unternehmen aber auch digital gut aufgestellt.

Wir hatten früher eine Onlinebuchungsrate unter fünf Prozent, jetzt sind wir schon bei 20 Prozent im ersten Jahr. Mit dem Fokus, unsere Onlinepräsenz auch mit einem Onlineshop zu verstärken, möchten wir unseren Kunden das ganze Jahr über ausgezeichnete Qualität, guten Service und neueste Trends bieten und nicht nur die paar Wochen im Jahr, die sie in Lech Urlaub machen. Es geht darum, den Gästen eine Strolz-Customer-Journey zu bieten, die weder orts- noch zeitabhängig, aber ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

L.L. / Strolz wäre nicht Strolz ohne seine Vorreiterrolle im Bereich Mode und Service. Hat der Neustart Einfluss auf die bewährte Tradition genommen?

O.S. / Die Skiausrüstung vorab online zu buchen oder auch passende Outfits und Accessoires über ein digitales Portal vorher zu bestellen, um dann ohne große Wartezeiten die von uns vorbereiteten Sachen im stationären Ladengeschäft anzuprobieren und mitzunehmen, macht die Sache schneller und effizienter. Viele unserer Gäste möchten so schnell und so bequem wie möglich ihr Pistenabenteuer beginnen, durch unser neues Angebot können wir genau diesem Wunsch auf beste Art und Weise nachkommen. Damit heben wir unseren Service auf ein ganz neues Level, bei gleichbleibend hoher Qualität der Produkte natürlich.

L.L. / Was für Vorteile hat es, die Skimode und -ausrüstung in Lech bzw. im Urlaub zu kaufen?

O.S. / Viele unserer Gäste kommen ins Geschäft, um sich umzuschauen und sich inspirieren zu lassen oder um den einen oder anderen bekannten Mitarbeiter zu begrüßen. Es geht gar nicht so sehr darum, unbedingt etwas zu kaufen, sondern eher darum, eine entspannte Zeit zu haben. Wer zu uns kommt, möchte sich verführen lassen von den Produkten, dem Service, der Gastfreundlichkeit – einfach von allem, was die schöne Urlaubsstimmung bewahrt. Hat man sich dann beispielsweise in ein Outfit oder Accessoires verliebt, ist es dieses Mitbringsel, das auch zuhause die gelösten Emotionen des Urlaubs wieder aufleben lässt.

Die Urlaubsgäste kaufen also vordergründig nicht ein Produkt, sondern ein Erlebnis, dessen Erinnerung Entschleunigung im stressigen Alltag verspricht. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass man nie weiß, wie das Wetter oder die Bedingungen vor Ort sind. Wir bieten unseren Gästen ein breites Sortiment an – von sportlich-funktionell bis modisch-technisch, mit einer Vielzahl an Marken – da ist für jeden etwas dabei. Und dank der kompetenten Beratung unserer Verkäufer kann man sich sicher sein, dass man genau das bekommt, was man sucht und braucht!

L.L. / Privat hat die vergangene Berg- und Talfahrt sicherlich seine Spuren hinterlassen. Wie wichtig war hier der Zusammenhalt der Familie und kristallisieren sich im Rahmen solcher extremen Ereignisse eher die Vorteile oder eben die Nachteile einer Arbeit im Familienunternehmen heraus?

O.S. / Beides ganz klar. Es war schon wichtig, dass wir uns als Familie einig waren, dass Strolz auf jeden Fall weitergehen soll. Aufgeben war nie eine Option und der Rückhalt innerhalb der Familie ein wichtiger Faktor, um bestmögliche Lösungen zu finden. Gerade in turbulenten Zeiten braucht es aber schnelle Entscheidungen und daher war die Verkleinerung der operativen Familienmitglieder am Steuerrad des Unternehmens ein wichtiger Schritt für die Zukunft.

L.L. / Die dunklen Wolken haben sich verzogen und der Blick auf den sprichwörtlichen Gipfel ist wieder frei. Welche Zukunftspläne haben Sie für das Unternehmen?

O.S. / Es sind die strategischen Fragen, die uns jetzt vor allem beschäftigen. Dazu gehört definitiv der digitale Ausbau von Strolz, der an den bis dato sehr erfolgreichen stationären Bereich anknüpfen soll. Wir haben wirklich tolle Kunden, die uns seit Jahren kennen und sehr hohes Vertrauen in die Marke Strolz setzen. Wie können wir mit dieser Kundschaft besser in Kontakt bleiben? Wie können wir ihnen 52 Wochen im Jahr behilflich sein? Das sind die Fragen, auf die wir zukünftig eine Antwort parat haben wollen bzw. eine Lösung, die uns und unsere Gäste glücklich macht.