Porsche meets Lech Zürs – Take 2!
Interview mit Andreas Kainer & Hans Joachim Stuck
Winter 1958 – im verschneiten Lech Zürs treffen nach und nach die luftgekühlten Boxermotoren mit ihren Fahrern ein, reihen sich auf wie eine kostbare Perlenkette vor atemberaubender Kulisse – es ist das erste Internationale Porschetreffen in der Wiege des Alpinsports. Ein Meilenstein, der ist 65 Jahre später die Chance auf ein Revival bekommt. Endlich kommen die namhaften Sportwagen wieder nach Lech Zürs, um bei schönstem Herbstwetter die traumwandlerische Route rund um den Arlberg zu befahren. Wir wollten mehr über das Comeback erfahren und haben die Organisatoren – Veranstalter Andreas Kainer und den ehemaligen Rennfahrer Hans Joachim Stuck – zum Interview gebeten.
L.L. / Das Treffen von damals gilt als legendär, vor allem der Sprung von Egon Zimmermann über den 356 Porsche. Ihr wart sicherlich noch zu klein, um dabei gewesen zu sein, aber in welcher Verbindung steht Ihr zu dem historischen Ereignis von damals?
A.K./ Da gibt es ein Foto, fotografiert bei der Talstation vom Hexenboden, gegenüber der Wintersportpraxis von Dr. Christof Murr und dem Zürser See, wo mein Vater auf der Straße neben einer Reihe von Porsche steht, die heute echte Klassiker sind. 50 Jahre ist das jetzt her und die Faszination, die das Bild noch heute auf mich ausübt, ist nicht verschwunden. Zudem basiert die neu verfilmte und fotografierte Szene mit Aksel Lund Svindal auf meinem geistigen Gut, speziell auch der Spruch “Sprung von der Vergangenheit in die Zukunft”. Ich bin stolz darauf, dass Porsche und Svindal meine Idee so gut umgesetzt haben.
HJ.S./ Ich kann jetzt nicht genau sagen, ob das Treffen damals meinen Wunsch, Rennsportler zu werden, ausgelöst oder bestätigt hat. Auf jeden Fall war es immer ein Thema; eine Aktion, die wir als nachfolgende Generation gerne wiederholt hätten.
Fotoverkaufsausstellung von Hans Truöl im Hotel Enzian Zürs: Alte Bilder vom Zürser Porschetreffen können hier besichtigt & erworben werden. (verlängert bis Ende April 2024)
L.L. / Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein Comeback zu machen?
A.K./ Unsere Idee ist zusammen mit Manfred und Josef Strolz vom Edelweiß entstanden, nachdem ich im Keller des Hotels auf alte Bilder vom Fritz Huschke von Hanstein und vom Richard Strolz gestoßen bin und sogar Metall-Medaillons, die man früher aufs Auto geschraubt hat, sowie lässige Schrifttransparente und sogar Tagesprogramme aus den 60er-Jahren gefunden habe. Das und die Tatsache, das Zürs zur Zeit (wie andere Orte auch) unter dem Tourismusschwund leidet, haben mich zum Nachdenken gebracht. Zürs spielte und spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle und mit einem Event, das schon in der Vergangenheit für Furore gesorgt hat, kann ich der Wiege des alpinen Sports Tribut zollen und etwas zurückgeben. Das Konzept scheint aufzugehen, denn wir sind vollkommen ausgebucht!
HJ.S./ Es braucht immer ein paar Verrückte, um gute Ideen entstehen zu lassen. Es sind ja viele Sachen aus Spaß entstanden, nehmen wir mal den legendären Sprung von Egon Zimmermann. Das war ja auch eine spontane Geschichte. Den werden wir dieses Mal leider nicht machen können. Es sei denn, wir schütten irgendwo ein bisschen Erde auf, für einen Sprunghügel.
"Es gibt wirklich keinen Sportwagen weltweit, der schon seit mehr als 60 Jahren seine Grund-DNA erhalten hat."
L.L./ Porsche 911, Ruf Yellowbird, Ur-Elfer Porsche 906 und der geliebte Porsche 356 von Hans Truöl, um nur einige zu nennen – schon immer begeisterten die exklusiven Sportwagen die Menschen. Was fasziniert Euch an Porsche?
A.K./ Ich fahre seit quasi 35 Jahren Porsche (56er & 911er) und bin auch ein paar Rennen gefahren, u.a. Le Mans Historie, Modena GTO, Goodwood, Targa Florio und so weiter und sofort. Das faszinierende am Porsche ist, dass er immer läuft. Nichts geht kaputt. Es sind zuverlässige, erdige Autos, die ihren Lauf machen.
HJ.S./ Porsche ist für mich etwas ganz Spezielles, weil es Familie bedeutet. Bei der Konstruktion des ersten Silberpfeils für das Avus-Rennen in Berlin 1934 haben Ferdinand Porsche und mein Vater zusammen getüftelt, um eine der spannendsten Seiten in der Geschichte des Motorsports aufzuschlagen – Rennwagen, die zwar maximal 750 kg Gewicht (trocken gewogen) haben konnten dafür aber unbegrenzte Hubräume und die Anordnung des Motors hinter dem Fahrer. Als ich größer war, bin ich ebenfalls zu Porsche gekommen, durfte die Familie kennenlernen und selbst an der Entwicklung von Rennwagen teilnehmen. Es gibt wirklich keinen Sportwagen weltweit, der schon seit mehr als 60 Jahren seine Grund-DNA erhalten hat.
"Wir fahren nicht um irgendwelche Preise zu gewinnen, sondern um gemeinsam das zu genießen, wofür wir brennen!"
L.L./ Hand auf den Schaltknüppel, Motor anlassen und die Drehzahlnadel dröhnend nach oben treiben: Wie viel Fahrspaß garantiert die Strecke, die Ihr für die Motorfans ausgesucht habt?
A.K./ Eine Menge würde ich sagen: Startpunkt ist das Hotel Enzian in Zürs, von dort weiter nach Lech, dann Warth, rechts runter ins Lechtal, übers Hahntennjoch, von Landeck nach Galtür, rauf zum Silvretta-Stausee und dann runter über die Silvretta-Hochalpenstraße nach St. Gallenkirch, wo uns mein guter Freund Jürgen Boden in seinem Gasthof Adler zum gemütlichen Mittagessen erwartet, bevor es über die Flexenstraße wieder zurück nach Zürs geht, wo die Fahrzeuge dann beim Hotel Enzian mit Freibier von Meckatzer empfangen werden. Am zweiten Tag starten wir wieder in Zürs, weiter nach Lech, Warth und dem Bregenzer Wald runter bis Egg und von dort über den Sulzberg ins Allgäu zum Mittagessen ins Meckatzer Bräustüble bei meinem guten Freund und Skibuddy Michael Weiss. Auf der Rückfahrt nach Zürs legen wir einen kleinen Pittstopp beim Rüfiplatz in Lech ein und erfrischen uns mit Freibier von Meckatzer. Insgesamt sind es ungefähr 200 Kilometer maximal pro Tag – also eine gemütliche Runde.
HJ.S./ Da ist alles drin: Schöne Landschaften, gute Straßenverhältnisse und natürlich jede Menge Kurven. Genau das Richtige für ein agiles Auto wie den Porsche. Erst vor ein paar Wochen bin ich den letzten Teil der Strecke gefahren – Pässe rauf, Pässe runter und obwohl das Auto keine Servolenkung hat, wird man nicht müde. Im Gegenteil, es macht so richtig Laune.
L.L./ Das Programm sieht aber nicht nur Zeit hinter dem Lenkrad, sondern auch Spa, Relax und gemeinsames Essen vor. Wie wichtig ist Euch das Zusammenbleiben und warum?
A.K./ Ich finde den Fahrspaß zu erleben, sich an den Autos zu erfreuen, die schöne Landschaft zu bewundern und das gute Essen zu genießen, macht einfach mehr Laune, wenn man es teilt und sich darüber austauscht. Bei uns gibt es keinen Dresscode, keine Wertungsprüfungen, keinen Zeitnahmen – wir fahren nicht, um irgendwelche Preise zu gewinnen, sondern um gemeinsam das zu genießen, wofür wir brennen!
HJ.S./ Es geht ja nicht nur ums Autofahren, sondern auch um die Kommunikation. Das gehört dazu. Die Leute lieben es Geschichten, aus dem Leben anderer zu hören und selbst ihre Story zu erzählen.
L.L./ Schon damals war die Locationwahl eher ungewöhnlich für ein Sportwagentreffen, vor allem zu der winterlichen Jahreszeit. Nun das Comeback, welche Verbindung habt Ihr zu Lech Zürs?
A.K./ Da ist die Verbindung von ganz früher, als ich ein Kind war. Mein Vater war Skilehrer in Lech und Oberlech und auch ich bin vor 40 Jahren als Skilehrer nach Zürs gekommen. Was waren das für Zeiten: In jedem Hotel war eine Open Air Bar. Die wichtigste Verbindung zu Lech Zürs sind aber die Leute, die ich hier im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, darunter die Mutter meiner Kinder! Meine Kinder sind zudem permanent bei mir in Zürs gewesen – das attraktivste, schönste Gebiet, das ich kenne.
HJ.S./ Zürs ist für mich meine dritte Heimat. Ich kam her zum Skifahren, war bei den Wedelwochen dabei und verbrachte mit meinen Eltern eine unvergessliche Zeit hier.
"Es braucht immer ein paar Verrückte, um gute Ideen entstehen zu lassen."
Wordrap: Andreas Kainer & Hans Joachim Stuck
Das habe ich im Handschuhfach immer dabei …
A.K./ Habe ich im alten Porsche einen Unterbrecherkontakt und Zündkerzen.
HJ.S./ 20 Euro und eine Taschenlampe.
Lech Zürs bedeutet für mich …
A.K./ Skifahren und nette Leute.
HJ.S./ Das Maximale an Skifahren, das tollste Skigebiet und eine einmalige Location.
Wenn ich 1953 dabei gewesen wäre ...
A.K./ Dann wäre ich mit Sicherheit ohne Schneeketten auf den Allberg gekommen.
HJ.S./ Wäre es sicher super gewesen, aber ich bin froh, dass ich es nicht war.
Mein Lieblingsporsche ist der …, weil …
A.K./ Porsche Speedster 1954, Prototyp, weil es ohne ihn den Erfolg von Porsche nicht gegeben hätte.
HJ.S./ Mein Lieblings-Porsche ist der 962 Group C, weil ich mit dem meine tollsten Erfolge im Rennsport erzielt habe.
Am liebsten höre ich im Auto …
A.K./ Gute Musik, die mich beim Autofahren motiviert.
HJ.S./ Alles, was motiviert und nicht langweilt.
Auch wenn die Plätze, um am Roadtrip teilzunehmen, schon ausverkauft sind, so ist es doch möglich, als Zuschauer den ein oder anderen prominenten Ex-Rennfahrer wie Vorarlberger Rennlegende Rudi Lins; Christian Geisdörfer, Co-Pilot von Walter Röhrl, oder dem fünffachen Le Mans-Sieger Derrick Bell bei den verschiedenen Etappen zu begegnen und mit ihnen ein paar Erinnerungsschnappschüsse zu schießen oder der Fotoverkaufsausstellung von Hans Truöl im Hotel Enzian beizuwohnen, wo alte Bilder vom Zürser Porschetreffen besichtigt und erworben werden können.
Zürs 84, 6764 Zürs am Arlberg, Österreich
https://www.meckatzer.de/erleben/in-meckatz-vor-ort/meckatzer-braeustueble/