Nützlich und schön – so wie ich!
Jonathan Adler – Synonym für tadellose Handwerkskunst und respektlosen Luxus
Es ist nicht leicht, über Jonathan Adler zu schreiben. Genauer gesagt: Es ist nicht so einfach, ihn mit Worten zu definieren. Der Töpfer aus New Jersey, der sich auf seinem Karriereweg eher nach oben als zur Seite bewegt hat, ist ein Ausnahmetalent, der durch erworbenes Wissen und sein angeborenes Gespür für Außergewöhnliches zum Kult wurde. Gesegnet mit einer radikalen Lebensauffassung – „Wenn deine Erben sich nicht darum streiten wollen, werden wir es nicht herstellen“ – schafft er den Spagat zwischen freilaufendem Abtrünnigen und seriösen Produktdesigner. Kurzum: Jonathan Adler ist heute ein Synonym für despektierliche Designs – Keramik, Haushaltswaren, Möbel und mehr –, die er weltweit verkauft.
Aller Anfang ist schwer
Jonathan begann im Alter von zwölf Jahren in einem Ferienlager mit dem Töpfern. Schnell wuchs die anfängliche Flamme zu einem Feuer heran und der leidenschaftliche Töpfer verbrachte fast seine gesamte Zeit an der nahegelegenen Rhode Island School of Design mit Töpfern, anstatt Kunstgeschichte und Semiotik an der Brown University zu studieren, bei der er eingeschrieben war. Zu seinen Einflussquellen gehörten Chanel und Sèvres, Popkultur, früher Hip-Hop sowie zeitgenössische Kunst und Mode. Eine eklektische Mischung, von der sein Töpferlehrer nicht ganz überzeugt war. „Während meines Studiums sagte mir mein Töpferlehrer, ich hätte kein Talent und sollte nach New York City ziehen und Anwalt werden. Das war der beste Rat, den ich nie befolgt habe“, so Adler. Einzig und allein der Tipp, nach New York City zu ziehen, erwies sich als Volltreffer und so eröffnete er 1998 sein erstes Geschäft in Soho, New York.
Vom Töpfer zum Designer und Dekorateur
Schon bald widmete sich Jonathan Adler auch anderen Materialien, brachte Wurfkissen auf den Markt und arbeitete mit Kunsthandwerkern aller Art zusammen, um alles von schicken Beistelltischen über göttliche Leuchten bis hin zu maßgeschneiderten Polstermöbeln herzustellen – alle mit seinen charakteristischen modernistischen Formen, kräftigen Farben und groovigen Grafiken. Dabei blieb er stets seiner grundlegenden Botschaft des „respektlosen Luxus“ treu, dem zugrunde liegt, dass man die Meinung anderer Leute aus dem kreativen Prozess heraushalten und ihre Erwartungen ignorieren sollte, vor allem wenn es um die eigenen vier Wände geht. Das beweist der Künstler nur allzu gut in seinem Apartment – ein Schrein für die Kühnen und Schönen und der Inbegriff des maximalistischen Glamours. In jedem Raum schmücken bunte Gegenstände die Oberflächen, hängen mutige Kunstwerke an den Wänden und Leuchten in allen Formen und Größen erhellen die Zimmer. Eben ganz nach seiner Maxime, dass ein Zuhause glücklich machen sollte. Ein Besuch in einem der Flagship Stores ist also fast ein Muss für all diejenigen, die den modernen Glamour von New York in ihr (glückliches) Zuhause bringen möchten.
La Loupe konnte beim Designer nochmal genauer nachfragen und kennt nun auch das ultimative Souvenir aus New York.
L.L./ Was ist das Erste, das Sie tun, wenn sie von der Arbeit/Reisen etc. nach Hause kommen?
J.A./ Ich begrüße meinen hinreißenden Hund FoxyLady und meinen hinreißenden Mann Simon Doonan (ja, genau in dieser Reihenfolge). Danach kommt eine Tasse Tee. Von denen trinke ich ungefähr eine Milliarde am Tag – ich bin ein sehr koffeinhaltiger Mensch – und er schmeckt daheim einfach am besten.
L.L./ Ein Zuhause ist ein Spiegel, der den Charakter seines Besitzers reflektiert – aber was darf auf keinen Fall fehlen?
J.A./ Bei Design gibt es keine Regeln: wenn du es liebst, dann wird es funktionieren. Wobei, nein – ich habe eine Regel: jeder Luster den du kaufst sollte größer sein als du für nötig hältst und teurer als du glaubst dir leisten zu können. Ich habe es noch jedes Mal bereut, wenn ich bei der Beleuchtung gespart habe.
L.L./ Ihr Atelier und Ihre Werkstatt befinden sich in Soho – wieviel vom Geist und der Magie von New York City stecken in jedem Ihrer Designs?
J.A./ Jedes Mal, wenn ich im Laufe meiner Karriere eine Schreibblockade hatte, ein neues Hemd oder Inspiration brauchte, kam New York – und Soho im speziellen – mir zu Hilfe. Die Stadt war schon immer ein wichtiger Teil meines kreativen Pfades. Wenn man meinem 22-Jahre alten Ich – oder selbst meinem 42-Jahre alten Ich – gesagt hätte, dass ich ein Atelier im Herzen von Soho haben würde, hätte ich das nie geglaubt.
L.L./ Was ist das beste Souvenir aus New York?
J.A./ Unser Jet Set New York Kissen (ich bin nicht voreingenommen, versprochen)! Es sticht aus jedem Kissen-Arrangement heraus und zeigt, dass du dich mit Souvenirs auskennst. Und du kannst es sogar am Heimflug benützen. Nützlich und schön – so wie ich! Kleiner Scherz!