Meisterwerke der Fotografie
Lech Zürs von seiner schönsten und spektakulärsten Seite
Viele kennen sie, die eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Fotografie des Skisprungs über einen Porsche, der quer zur Straße steht. Geschossen wurde dieses Bild von Hans Truöl – einem der herausragendsten Presse- und Starfotografen seiner Zeit. Aber nicht nur der Sprung, sondern auch der Ort Lech Zürs, die Landschaft rund um den Arlberg und deren Bewohner hat der 1981 verstorbene Truöl mit seiner Kamera verewigt. Sein Sinn für Bildaufbau, Proportionen, Kontraste und Silhouetten machen viele seiner Fotografien zu einmaligen Werken, die jetzt in digitalisierter Form in fast jedem Format oder als hochwertige Bildbände verfügbar sind.
Der Drang, die Zeit einzufangen, war wohl der elementarste Grund, der Hans Truöl früh dazu bewogen hat, einen Fotoapparat in die Hand zu nehmen. Geboren 1920 als Sohn eines Kaufmanns in Augsburg, lernte der junge Truöl das Metier im Fotohaus Heimhuber in Sonthofen bei einer wahren Fotografen-Dynastie. Bereits zu Beginn der 1950er-Jahre fotografierte er mit einer seinerzeit modernen Hasselblad-Kamera Land und Leute in Lech Zürs. Es war ihm ein Bedürfnis, Neues aus der Region mit der Kamera einzufangen. Als Meister der Fotoreportage und aufgrund seiner eigenen Lust am Bergsteigen, Skifahren, Reisen und Fahren – am liebsten in seinem geliebten Porsche 356 – war sein Kernthema der aufkommende Skitourismus, den er auf einmalige Art und Weise festhielt. Dank der hohen Qualität der Bilder und Truöls Auge für außergewöhnliche Motive erregten die Arbeiten schnell viel Aufmerksamkeit und verschafften ihm über Nacht einen Namen in der Branche.
Das Leben in den Bergen
Mal inszenierend, mal mit sicherem Blick für die Ästhetik der Natur, aber immer mit einer fast distanzlosen Begeisterung hielt er die Aufbruchstimmung jener Jahre auf Bildern fest. Verrückte, losgelöste Momente, die man nirgendwo anders erleben konnte. Denn in Lech Zürs hat man Dinge getan, die man zuhause nicht machen durfte. Für das perfekte Foto war ihm kein Weg zu beschwerlich oder zu gefährlich. Er dokumentierte zudem bauliche Errungenschaften wie etwa den Umbau von Hotels oder den Bau des Mont-Blanc-Tunnels sowie das legendäre Porschetreffen in Zürs und sportliche Höchstleistungen. Hans Truöl begleitete die alpinen Helden von damals wie etwa die Skilegenden Toni Sailer, Ernst Hinterseer, Karl Schranz, Egon Zimmermann, Anderl Molterer oder Willy Bogner mit seiner Kamera zu Weltcupveranstaltungen. Aber auch prominente Persönlichkeiten abseits des Skizirkus standen vor Truöls Linse. Ferry Porsche, die niederländische Königin Beatrix, Ingrid Bergmann, König Baudouin I von Belgien, Petra Schürmann und Luis Trenker finden sich auf seinen Aufnahmen. Mit vielen von ihnen verband Truöl eine jahrelange Freundschaft. Dank seiner Leidenschaft für Lech Zürs und dem damit verbundenen Engagement, die Region in der Welt bekannt zu machen, wurde Truöl mit einer Ehrenurkunde des Tourismusverbandes von Zürs bedacht.
Hans Truöls Faszination galt den Alpen als einfach zu erreichendes Ski- und Freizeitparadies und dem aufkommenden Skitourismus in der Region. So notierte er auf der Rückseite einer Fotografie: „Millionengeschäft Ski: Vier Millionen Skifahrer gibt es in der Bundesrepublik. Sie wedeln und wedeln und wedeln. Über Buckelpisten. Eingepresst in die ausgekratzte Bogerlbahn. Ohne den Skilauf zu beherrschen. Männlein und Weiblein, jung und alt. ... Skisportliche Schwarzseher glauben in der alpinen Skiwelt eine „Vermassung“, eine Übervölkerung entdeckt zu haben. Das stimmt nicht. Denn neben den Pisten ist nur selten eine Spur wahrzunehmen. Und das große, weite Skiland befindet sich neben den Pisten. Aber nur wenige können und wollen es entdecken, weil nur wenige den vollkommenen Skilauf beherrschen …“ Insgesamt kamen in vier Jahrzehnten über 800.000 Fotografien zusammen, die gesammelt in einem Archiv in zwölf Jahren weitestgehend digitalisiert worden sind. Zu den meisten Fotos existieren die Negative und die vom Fotografen Hans Truöl exakt bezeichneten Handabzüge mit einer Geschichte zur Entstehung des Bildes auf der Rückseite. „Hans Truöls letzter Wunsch war, dass ich die Fotosammlung in Ehren weiterführe“, erklärt Mike Schaffara, Hans Truöl Archiv und Patenkind von Hans Truöl.
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