Luxus-Label mit familiären Wurzeln
Interview mit Iris und Valentin von Arnim
Das Label Iris von Arnim steht seit knapp vierzig Jahren für zeitlose Designs von außergewöhnlicher Qualität. Von Mutter Iris und Sohn Valentin mit Geradlinigkeit, Kreativität und einer großen Leidenschaft für Cashmere geführt, bedient die Marke Damen und Herren mit Niveau. Im Gespräch mit LA LOUPE entführen die beiden in die Welt der Mode und geben einen spannenden Einblick in das Erfolgsgeheimnis des Familienunternehmens.
L.L./ Den Grundstein Ihrer Karriere haben Sie beim Stricken im Krankenhaus gelegt. Welche Schritte folgten, um Ihr Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist? Denken Sie, so eine beispiellose Karriere wäre heute überhaupt noch möglich?
I.v.A./ Der Grundstein für die Marke Iris von Arnim konnte ich legen, als ich in den Siebzigern in Hamburg meinen ersten Shop aufmachte. Ich bezahlte 150,– DM Miete pro Monat für den Laden inklusive Wohnung im hinteren Teil des Geschäftes. Ein paar Monate nach der Eröffnung bekam ich die Möglichkeit, meine Pullover auch auf Sylt zu verkaufen. Während in Hamburg fünf oder sechs Teile pro Monat über den Ladentisch gingen, waren es auf Sylt ebenso viele pro Tag.
Langsam machte ich mir mit meiner Mode einen Namen und präsentierte mich auch auf Messen. Es folgte die offizielle Einführung der Marke „Iris von Arnim“. Ich hatte mit meiner Firma die Möglichkeit, klein anzufangen und gesund zu wachsen. Die Jungdesigner stehen heute vor schwierigeren Bedingungen. Man zahlt im Vergleich viel für kleinere Produktionsmengen und kämpft mit Kopien.
Nachgemacht wurde aber auch früher schon. Als mir auffiel, dass immer mehr Damen bei der Anprobe die Anzahl der Maschen zählten und zuhause nachstrickten, suchte ich nach etwas Neuem. Schließlich entschied ich mich gegen die in Heimarbeit hergestellten Intarsienpullover und stieg auf professionell verarbeiteten, unifarbenen Cashmere-Strick um. Das war die richtige Entscheidung.
„Ich wollte diesen Namen in Ehren halten und etwas Herausragendes, das zu mir passt, schaffen. Und wenn es der beste Apfelkuchen der Welt wäre.“
L.L./ Als Gründerin des Labels stehen Sie mit Ihrem Namen hinter der Marke und den Designs. Wie kam es dazu und welche Vorteile bringt es, seine Produkte unter dem eigenen Namen zu vermarkten?
I.v.A./ In meinen Jugendjahren erfuhr ich, dass viele spannende Persönlichkeiten von Dichtern über Schriftstellern bis hin zu Politikern den Nachnamen „von Arnim“ trugen. Mein Ehrgeiz war geweckt. Ich wollte diesen Namen in Ehren halten und etwas Herausragendes, das zu mir passt, schaffen.
Und wenn es der beste Apfelkuchen der Welt wäre. Darum musste ich bei der Namensgebung des Labels nicht lange überlegen. Ich denke auch, dass die Wahl des eigenen Namens einer Marke Authentizität verleiht. Insbesondere, wenn eine langjährige Geschichte dahintersteckt. Bei uns sind es immerhin fast 40 Jahre.
„Ich hatte mit meiner Firma die Möglichkeit, klein anzufangen und gesund zu wachsen. Die Jungdesigner stehen heute vor schwierigeren Bedingungen.“
L.L./ „Wenn Sie nur einen Pullover haben, dann sollte dieser aus Kaschmir sein“. Ein Zitat aus dem Buch „How to be Parisian – Wherever you are“. Können Sie das bestätigen?
I.v.A./ Ein guter Cashmere-Pullover ist immer die erste Wahl – allein wegen des wunderbaren Tragegefühls auf der Haut. Ich fühle mich in Cashmere immer wohl und geborgen.
L.L./ Wo beginnt und endet die Arbeit für einen Cashmere-Pullover?
I.v.A./ Erst wird die Oberfläche geschaffen bzw. aus Garn eine Struktur erarbeitet. Man kauft keinen Stoff ein und drapiert ihn, sondern entwickelt alles selbst, von der ersten Masche bis zum tragbaren Kleidungsstück. Der Pullover ist dann fertig, wenn wir wissen, dass er hundertprozentig sitzt. Auch, wenn das bedeutet, dass wir in der Entwicklungsphase im Schnitt fünf Prototypen erstellen. Dann wird das Modell auf der Messe präsentiert und geht schließlich in Produktion. Ich würde sagen, dass der Entstehungsprozess von der ersten Idee bis zum fertigen Teil im Store im Schnitt acht Monate dauert.
L.L./ Die Summe dieser Kleinigkeiten bestimmt dann auch den Preis?
I.v.A./ Die Entwicklungskosten, die reine Strickzeit und die Garnqualität bestimmen den Preis. Wir wollen das Perfekte immer weiter perfektionieren. Das ist mein Anspruch und auch ein Stück weit Luxus.
„Schließlich entschied ich mich gegen die in Heimarbeit hergestellten Intarsienpullover und stieg auf professionell verarbeiteten, unifarbenen Cashmere-Strick um. Das war die richtige Entscheidung.“ Iris von Arnim
L.L./ Viele Menschen trauen sich nicht an Cashmere-Produkte heran, aus Angst, sie falsch zu pflegen. Welche Pflegetipps haben Sie für uns?
I.v.A./ Die wichtigste Zauberformel: Tragen, waschen, entpillen. Nach dem zweiten oder dritten Waschgang lässt das Pilling bei gutem Cashmere erheblich nach. Und es ist immer empfehlenswert, das Stück in einer Waschmaschine im Hand- oder Wollwaschgang kalt zu waschen. Für schwere Strickteile gilt generell: Nie mit der Hand waschen! Das Garn saugt sich so mit Wasser voll, dass es seine Form verliert.
„Ich fühle mich in Cashmere immer wohl und geborgen.“
L.L./ In welchen Kombinationen sehen Sie Ihre Mode am liebsten? Unkompliziert oder doch raffiniert kombiniert?
I.v.A./ Ich trage Cashmere Pullis besonders gerne mit Jeans aus der gleichen Farbwelt. Luxuriöser ist Cashmere kombiniert mit Lederrock oder -hose. Die beiden Naturmaterialien ergänzen sich optisch perfekt. Man kann aber auch einen grob gestrickten Pullover mit einem raffinierten Cocktailrock tragen.
L.L./ Viele schwören auf einen Cashmere-Schal im Flugzeug. Was ist Ihr liebstes Reiseoutfit und was darf nicht fehlen?
I.v.A./ Luxus pur und wahnsinnig bequem sind Pullover und Cardigans aus Superfine Cashmere. Sie fühlen sich so leicht auf der Haut an und schützen vor der klimatisierten Luft. Außerdem nimmt das dünne Cashmere wenig Platz im Koffer in Anspruch. Einfach perfekt zum Reisen.
L.L./ Wann und warum haben Sie sich als ehemaliger Banker dazu entschieden, ins Geschäft Ihrer Mutter einzusteigen?
V.v.A./ Meine Mutter war alleinerziehend, ich ein Einzelkind und so kam es, dass sie mich überall hin mitnahm. Ich bin also im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Pullovern, Wollwerken und Designern aufgewachsen. So entwickelt man natürlich eine gewisse Affinität dazu.
Nach dem Abitur war ich allerdings erst mal genervt und wollte nur noch weg. Ich ging nach New York und arbeitete dort in der Bankbranche. Irgendwann fragte meine Mutter, ob ich mich dafür interessiere, in ihre Firma einzusteigen.
Das Label „Iris von Arnim“ erschien mir wie ein ungeschliffener Diamant mit unendlich vielen Entwicklungsmöglichkeiten. Ich hatte definitiv Lust darauf, mich einzubringen. Und so vereinbarten wir, dass ich erstmal für sechs Monate mitarbeite. Daraus sind mittlerweile knapp zehn Jahre geworden.
L.L./ Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn?
V.v.A./ Auf dem Papier existiert die Aufteilung in den kreativen Bereich, den meine Mutter führt und das operative Geschäft mit Marketing, Sales, IT, Operations und Logistics, welches ich leite. In der Realität mischt sich meine Mutter schon mal ein und man gerät ab und zu aneinander.
Aber selbst, wenn es mal laut wird, besteht ein großes Urvertrauen zwischen uns, das uns jeden Konflikt schnell lösen lässt. Wir sind ein Zwei-Mann-Team und verfolgen die gleichen Interessen. Ich schätze meine Mutter als tolle Geschäftsfrau mit einer Wahnsinnserfahrung.
L.L./ Haben Sie den Führungsstil Ihrer Mutter übernommen?
V.v.A./ Hier treffen auf jeden Fall zwei Generationen aufeinander. Meiner Mutter ist die Gründerin der Firma und oft strenger als ich. Sie trifft Entscheidungen oft alleine und legt Wert auf überdurchschnittlichen Einsatz der Mitarbeiter.
Für mich zählt die Leistung unabhängig, wann und wie lange jemand im Büro ist. Ich bin viel mehr der Konsens-Typ und versuche in der Gruppe zu entscheiden.
„Ich bin also im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Pullovern, Wollwerken und Designern aufgewachsen.“
L.L./ Sie sind ein international erfahrener Geschäftsmann. Welche Neuerungen implementierten Sie seit Ihrem Einstieg ins Unternehmen?
V.v.A./ Wir sind heute ein ganz anderes Unternehmen als noch vor zehn Jahren und beschäftigen auch doppelt so viele Mitarbeiter. Neu ist, dass wir mit unseren Shops in Kitzbühel, München, Düsseldorf und auf Sylt auch als Einzelhändler agieren. Zusätzlich bieten wir einen großen Online-Shop, der dieses Jahr ein Wachstum von 100 % verzeichnet und seine Umsätze verdoppeln konnte.
Auch unsere Unternehmenskommunikation hat sich extrem gewandelt. Das Budget für Online Marketing ist mittlerweile gleich hoch als für Offline-Aktivitäten. Vor rund eineinhalb Jahren launchten wir eine Männerkollektion. Der Markt dafür ist noch nicht so überfüllt, gleichzeitig verleiht uns diese neue Sparte ein cooles Image. Apropos Image: wir arbeiten mit PR Agenturen in New York und Los Angeles zusammen, die sich unter anderem um das Celebrity Dressing kümmern.
Heute erreichte uns zum Beispiel ein Bild der Sängerin Adele mit einem dicken Cashmere-Schal, letzte Woche eines von Heidi Klum. Und auch Stars wie Gwen Stefani oder Cate Blanchett tragen unsere Mode, was enorm wichtig für uns ist, um am globalen Markt präsent sein zu können.
„Aber selbst, wenn es mal laut wird, besteht ein großes Urvertrauen zwischen uns, das uns jeden Konflikt schnell lösen lässt.“
L.L./ Wie bringt man Celebrities dazu, die Mode von „Iris von Arnim“ zu tragen?
V.v.A./ Es hilft überhaupt nicht weiter, die Stars und Celebrities mit Kleidungspaketen zu „beballern“. Mit einem großen Budget kann man Celebrities natürlich dafür bezahlen, bestimmte Labels zu tragen. Wir arbeiten jedoch mit Stylisten zusammen, die die Promis in Sachen Outfit zur Imagepflege beraten. Diese werden dann in unsere Showrooms eingeladen und wählen passende Teile für ihre Schützlinge aus.
L.L./ Wie bewerten Sie Ihren Platz am globalen Modemarkt?
V.v.A./ Der Markt hat ein großes Problem. Es gibt viel zu viele Klamotten von zu vielen Marken in jeder Preisklasse. Die richtig preiswerten Firmen werden immer erhalten bleiben. Wir können uns durchsetzen, indem wir als echter Cashmere-Spezialist beste Qualität liefern. Die Kunden legen vermehrt Wert darauf und kaufen lieber weniger, dafür aber hochwertige Sachen, die lange halten.
L.L./ Wie beschreiben Sie Ihre typische Kundin?
V.v.A./ Sie ist eine selbstbewusste Frau mit eigener Meinung zur Welt und hat es nicht nötig, zu zeigen, welche dicken Marken sie shoppt. Die typische Kundin ist um die vierzig, gebildet und intellektuell. Eine Dame, die gern ins Theater geht und die ZEIT liest.
„Das Budget für Online Marketing ist mittlerweile gleich hoch als für Offline-Aktivitäten.“
L.L./ Designen Sie auch selbst?
V.v.A./ Ich bespreche meine Einfälle mit unseren Designern der Männerkollektion und entscheide, was wie auszusehen hat. Das technische Know How kommt von den Mitarbeitern, die Ideen weiterentwickeln und sie umsetzen.
L.L./ Sie betreiben Boutiquen in München, Düsseldorf, Sylt und Wien. Wo liegen die Unterschiede?
V.v.A./ Die Menschen in den Städten sind sehr gestresst, sie arbeiten wahnsinnig viel und sind ständig unterwegs. Sie haben oft weder Zeit noch Muse zum Einkaufen. Im Urlaub bummelt man zu zweit durch die Läden und hat Spaß dabei, in aller Ruhe die schönsten Teile auszusuchen. Ferienorte werden auch immer mehr zu beliebten Shopping-Destinationen.
L.L./ Skiurlaub und Kuschelpullover gehören einfach zusammen. Wie erleben Sie diese Gemütlichkeit?
V.v.A/ In Kitzbühel spaziere ich gern im bequemen Outfit durch die 700 Jahre alte Altstadt und genieße den Blick auf den Wilden Kaiser. Schön, dass man hier wie dort herzlich empfangen wird.
Wordrap Valentin von Arnim
Stil zeichnet sich aus durch … das Gefühl für den Anlass, die Situation und für einen selbst. Man sollte wissen, was zu einem passt.
50 ... Pullover habe ich in meinem Schrank.
Mein liebster Modetrend und Modeklassiker? Ein dicker Herren-Cashmere-Pullover mit hohem Kragen.
Um mich zu entspannen mache ich: Sport.
Kitzbühel ist für mich: Erholung pur, Genießen, Geselligkeit.
Das von Mutter Iris und Sohn Valentin von Arnim geführte Familienunternehmen hat seit knapp 40 Jahren Bestand. Iris von Arnim eröffnete 1976 ihre erste Boutique in Hamburg und bereichert den deutschen Strick-Markt Anfang der 1980er-Jahren mit Intarsien und starken Farbkombinationen. Die von Journalisten auch als „Cashmere-Queen“ bezeichnete Designerin brachte die feine Cashmere-Wolle als eine der ersten auf den deutschen Markt.
Damals wie heute steht die Marke „Iris von Arnim“ für edle Cashmere-Wolle, Tradition, Handwerk und kompromissloses Qualitätsverständnis. Jede Saison werden neue Techniken, Strukturen und Formen entwickelt und umgesetzt. „Iris von Arnim“ beliefert etwa 200 Kunden weltweit, lässt in Europa produzieren und betreibt eigene Stores in München, Düsseldorf, Wien und in Kampen Sylt. Valentin von Arnim tritt Anfang 2006 ins Unternehmen ein. Er launcht eine eigene Herren-Linie und leitet heute das operative Geschäft.