Er hat Generationen von Gästen das Skifahren beigebracht und ihren Urlaub in Lech Zürs zum Erlebnis gemacht: Erich Mair ist eine (höchst lebendige) Skilehrer-Legende. Was sich in den letzten vier Jahrzehnten auf der Piste verändert hat, ob er gängige Klischees erfüllt und was er eigentlich im Sommer so treibt, verrät der kernige Arlberger im Gespräch mit LA LOUPE.
L.L./ Erich, wie bist du eigentlich Skilehrer geworden?
E.M./ Erstmals Lunte gerochen habe ich schon 1972. Damals arbeitete ich als Mechaniker an einer Tankstelle in Zürs und es war mein absoluter Wunschtraum, einmal in Zürs als Skilehrer tätig zu sein. 1976 ging dieser Wunsch in Erfüllung und ich kam ins Team der Skischule Zürs, wo ich über 35 Jahre lang geblieben bin. Seit drei Jahren gehöre ich jetzt zu den „High Zürs Ski-Guides“ und bin immer noch hochmotiviert, meinen Gästen unvergessliche Momente im Arlberger Schnee zu bereiten.
Idealerweise hat es über Nacht etwa 30 cm geschneit, die Sonne scheint und man ist der Erste im Tiefschneehang. Besser geht’s nicht!
L.L./ Hattest du auch prominente Schüler?
E.M./ Ja, in meinen knapp 40 Jahren als Skilehrer habe ich mit einigen netten Prominenten Ski fahren dürfen. Zum Beispiel mit der kompletten Fürstenfamilie von Monaco, mit der Sachs-Familie, Mika Häkkinnen, Damon Hill, Marco van Basten, Veronica Ferres und vielen anderen mehr.
Ich bin immer noch hochmotiviert, meinen Gästen unvergessliche Momente im Arlberger Schnee zu bereiten.
L.L./ Welches war der ausgefallenste Wunsch eines Gastes?
E.M./ Da gab es einige! Einmal haben uns etwa die Paparazzi verfolgt und ich gab dem Liftbediensteten bei der Bergstation 50 Schilling, damit er den Lift für ein paar Minuten anhält und wir Abstand gewinnen können. Das war lustig! Ich verrate aber nicht, mit wem ich damals unterwegs war..
L.L./ Inwiefern haben sich die Gäste im Lauf der Jahre verändert?
E.M./ Heute möchten sie an einem Tag viel mehr erleben als früher. Es wird ein dichteres Programm vorgegeben, auch die Beförderungsanlagen sind schneller geworden. Ja, früher war es eindeutig gemütlicher! Beim Skifahren selbst hat sich hingegen nicht so viel verändert, die Knie sollte man immer noch abbiegen...
Ja, früher war es eindeutig gemütlicher! Beim Skifahren selbst hat sich hingegen nicht so viel verändert, die Knie sollte man immer noch abbiegen...
L.L./ Die Ansprüche an einen Skilehrer sind also hoch?
E.M./ Jeder Gast möchte einen schönen Skitag erleben und gesund und wohlbehalten wieder im Hotel ankommen. Darauf liegt unser Hauptaugenmerk! Man darf niemanden überfordern und muss sich flexibel jeder Situation anpassen, dann liegt man als Skilehrer immer richtig.
"Jeder Gast möchte einen schönen Skitag erleben und gesund und wohlbehalten wieder im Hotel ankommen. Darauf liegt unser Hauptaugenmerk!" - Erich Mair
L.L./ Wie hast du es geschafft, so viele Stammgäste zu bekommen?
E.M./ Am wichtigsten ist, authentisch zu bleiben. Ich möchte mich nicht verstellen, sondern ganz normal bleiben und aufmerksam auf jeden Gast eingehen. Dazu gehört zum Beispiel auch, im Sommer mal Kontakt mit den Gästen aufzunehmen. So entsteht über die Jahre eine Art Freundschaft mit den Stammgästen.
L.L./ Wie sieht für dich ein perfekter Skitag aus?
E.M./ Idealerweise hat es über Nacht etwa 30 cm geschneit, die Sonne scheint und man ist der Erste im Tiefschneehang. Besser geht’s nicht
Es gibt am Arlberg in jedem Bereich super Pisten und Abfahrten! Wenn man die Route nach den Bedürfnissen und dem Niveau der Gäste aussucht, wird jede Abfahrt zum Highlight.
L.L./ Dein Tipp für die Materialwahl?
E.M./ Man muss immer das passende Material für das jeweilige Fahrkönnen aussuchen. Es nutzt ja nichts, einem schwachen Skifahrer einen Rennski zu verpassen.
L.L./ Was tut man gegen den ersten Muskelkater?
E.M./ Vorbeugen sollte man schon im Sommer. Wenn man da ein bisschen trainiert, ist man schon fit und kann so manchen Muskelkater vermeiden. Als Skilehrer sollte man den Gast natürlich nicht überfordern, aber wenn es doch einmal passiert, warten in den Hotels schöne Wellnessbereiche und gute Masseure, die wieder fit für neue Taten am nächsten Tag machen
Einkehren und gut essen ist ganz wichtig, damit rundet man einen Skitag ab
L.L./ Und wie fällt man hin, ohne sich zu verletzen?
E.M./ Ich glaube, dass es beim Stürzen keine richtige Technik gibt. Man sollte generell versuchen, im Normalbereich zu fahren und nicht ans Limit zu gehen. Und wenn man doch einmal fällt, versuchen locker zu fallen, einfach den Schnee abschütteln und weiterfahren
L.L./ Die besten Skirouten am Arlberg?
E.M./ Es gibt in jedem Bereich super Pisten und Abfahrten! Wenn man die Route nach den Bedürfnissen und dem Niveau der Gäste aussucht, wird jede Abfahrt zum Highlight.Mein persönlicher Liebling ist der Mehlsack: Mit dem Helikopter rauffliegen und dann runterfahren – das ist immer ein großes Erlebnis!
"Ich versuche, ein guter Werbeträger für den Arlberg zu sein!" - Erich Mair
L.L./ Und deine Lieblings-Einkehrschwünge?
E.M./ Einkehren und gut essen ist ganz wichtig, damit rundet man einen Skitag ab. Ich passe mich den Wünschen des Gastes an, manche mögen es ja eher modern, meine persönliche Vorliebe ist allerdings traditionell. Mein Tipp: Den Skitag am Besten früh beginnen und bis zum frühen Nachmittag ausnutzen. Im Anschluss ein gemütliches Mittagessen einnehmen und den Tag mit Wellness oder Apres-Ski ausklingen lassen.
L.L./ Über Skilehrer gibt es viele Klischees. Stimmen sie denn?
E.M./ Oh Gott, nein! Bei uns am Arlberg trifft das gar nicht zu, wir haben ein ganz anderes Klientel. Auf jeden Fall sind wir aber Entertainer und Manager, denn ein guter Skilehrer gestaltet den Tag für den Gast. Dieser hat somit den Kopf total frei und muss sich um nichts kümmern. Einkehrziel aussuchen, Taxi bestellen, Tisch reservieren, für den Abend ein Programm vorschlagen, den Gast begleiten – das alles soll der Skilehrer organisieren. Unser Job geht also weit über das Skifahren hinaus.
Auf jeden Fall sind wir Entertainer und Manager, denn ein guter Skilehrer gestaltet den Tag für den Gast
L.L./ Und zum Abschluss: Was machst du eigentlich im Sommer?
E.M./ Gute Frage! Früher habe ich im Sommer in Argentinien und Australien als Skilehrer gearbeitet. Dann war ich mit Stefano Casiraghi, dem Ehemann von Caroline von Monaco, im Offshore-Rennbootgeschäft tätig, bis er 1990 leider verunglückt ist. Seit über 20 Jahren bin ich nun für Mercedes in der DTM tätig. Das ist eine gute Ergänzung, da die Autorennen im Sommer stattfinden und ich dabei immer wieder neue Wintergäste gewinnen kann. Ich versuche, ein guter Werbeträger für den Arlberg zu sein!
L.L./ Vielen Dank für das Gespräch!
E.M./ Danke auch und Ski heil!