Die „modernste Skihütte Österreichs“
© Schneggarei

Die „modernste Skihütte Österreichs“

Einfache Formensprache, unkompliziertes Genießen. Interview mit Andreas und Leo Schneider

Mitten in der Arlbergidylle liegt der Almhof der Familie Schneider – ein Fünf-Sterne-Haus, das Gästen aus aller Welt schon seit fast 100 Jahren als Rückzugsort vom stressigen Alltag dient. Hier werden Traditionen bewahrt und zeitgemäße Gepflogenheiten gelebt. Zu diesen modernen Bräuchen gehört sicherlich auch ein Besuch der angrenzenden Schneggarei, geführt von Andreas Schneider. Der sympathische Lecher, der in unterschiedlichen Hotels auf der ganzen Welt gearbeitet hat, schuf gemeinsam mit seinen Geschwistern eine moderne Skihütte, die ein ungezwungener Ort für rustikales Essen, Pizza vom Holzofen und fröhliches Feiern ist.

Vielfach auch für die Architektur ausgezeichnet ist die Schneggarei heute ein Muss für Après-Ski und junge Leute. Auch die nächste Generation arbeitet schon mit: Andreas Schneiders Sohn Leo hat als nachrückende Generation das Handwerk von der Pike auf gelernt. Zusammen mit dem Team vor Ort sorgt der 27-Jährige jetzt ebenfalls für losgelöste Genussmomente bei den Gästen.

L.L./ Viele Gäste fragen sich, was es mit dem speziellen Namen auf sich hat. Was bedeutet Schneggarei eigentlich?

A.S./ Das ist der alte Flurname vom Standort der Hütte. Früher war das alles Sumpfgebiet, wo natürlich viele Schnecken lebten. Hinzu kommt die Lage am Hang. Daraus ergab sich Schnegga= Schnecken und Rei = steiler Hang, also Schneggarei.

©Schneggarei
"Es sollte von Anfang an nicht nur eine normale Hütte sein, sondern etwas ganz Besonderes."

L.L./ Die Schneggarei ist für ihre Architektur vielfach ausgezeichnet worden. Wie entstand die Idee, eine außergewöhnliche Skihütte zu planen und was macht sie heute noch so einzigartig?

A.S./ Die Idee entstand gemeinsam mit meinen Geschwistern. Gebaut haben es dann mein Bruder und meine Schwägerin Katia, zusammen mit Philip Lutz. Es sollte von Anfang an nicht nur eine normale Hütte sein, sondern etwas ganz Besonderes. Einfach etwas anderes, das es bis dato so noch nicht gab. Viele Leute sind auch überrascht vom großzügig gestaltetene Inneren der Hütte, die von außen ja doch recht klein erscheinen mag. Diese bleiben dann erst malmitten im Raum stehen, um alles auf sich wirken zu lassen.

L.S./ Der unnachahmliche Charakter der Weißtanne und die exklusive Holzbauweise im Gastbereich machen die Schneggarei nicht nur zu einem Unikat, sondern auch zu einem Ort, an dem man sich zuhause fühlt. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, in der die alpine Tradition überall spürbar ist; und dennoch strahlen die Räumlichkeiten auch eine moderne Reinheit aus. Die kulturelle Einzigartigkeit der Region spiegelt sich in der Schneggarei wider und das begrüßen viele Leute.

Andreas Schneider

Andreas Schneider ©Schneggarei

Leo Schneider

Leo Schneider ©Schneggarei
"Die kulturelle Einzigartigkeit der Region spiegelt sich in der Schneggarei wieder."

L.L./ Unter dem Motto „Der Sommer lebt in Lech“ haben Sie die Schneggarei zum Summer Space gemacht. Auf was darf man sich im kommenden Winter und im Sommer 2022 freuen?

A.S./ Über die Idee zum Coworking, also dem Summer Space, haben Brigitte Finner und ich schon seit ein paar Jahren gesprochen. Jetzt fanden wir, dass der richtige Zeitpunkt war, damit zu starten. Organisation und Durchführung haben wir aber meinem Sohn überlassen, der das klasse macht.

L.S./ Das Konzept zum Summer Space haben Jara Ulmer und ich während der letzten Take-away-Wintersaison noch weiterentwickelt. Wir möchten nicht einfach nur ein Bistro sein, in dem man 90 Minuten stillsteht, sondern ein Platz, an dem man gerne verweilt. Im Obergeschoss der Hütte gibt es beispielsweise Räumlichkeiten, die im Sommer nicht genutzt wurden, da es einfach an Gästen fehlte. Warum also hier nicht einen Coworking Space kreieren, der diese Idee vom Verweilen und Genießen in die Tat umsetzt. Für uns ist dieses Konzept ein Gewinn auf ganzer Linie. Wir können nicht nur die zuvor leerstehenden Räume wirtschaftlich nutzen, sondern auch unseren Community-based-Living-Gedanken weiter vorantreiben. Selbstverständlich lebt der Sommer auch nächstes Jahr wieder in Lech. Aber auch im Winter werden wir unseren Gästen Entschleunigung schenken, mit beispielsweise einem hausgemachten Frühstück und einer guten Tasse Kaffee, bevor es auf die Piste oder zum Winterspaziergang geht. So sind wir nämlich schon um 10 Uhr für die Leute da und nicht erst um 12 Uhr. Dazu kommt die voranschreitende Digitalisierung. Es reicht zum Beispiel, den QR-Code auf der Karte einzulesen und schon hat man sich einen Kaffee bestellt. Diese Art der Vereinfachung von Tischvorbestellungen oder Getränkeordern wird von unseren Gästen sehr geschätzt und ist auch eine Art von Alleinstellungsmerkmal der Schneggarei – immer auf dem neuesten Stand zu sein, um den Leuten jeglichen Komfort zu bieten.

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"Wir möchten nicht einfach nur ein Bistro sein, sondern ein Platz, an dem man gerne verweilt."

L.L./ Ein Klassiker in der Schneggarei ist Ihre Pizza vom Holzofen, bei Ihnen gibt es sogar eine eigene Kreation vom Chef persönlich. Was macht die „Lech Pizza“ so besonders? Haben Sie auch schon mal mit Sauerteig experimentiert?

A.S./ Die Antwortet darauf lautet: der Holzofen. Dieser schenkt dem Pizzateig seine spezielle Geschmacksnote und veredelt so die Pizza. Gestartet wird der Ofen zehn Tage vor Saisonbeginn – er fährt dann langsam mit der Temperatur hoch. Alles ist perfekt. Außerdem ist da noch unser italienischer Chefkoch Francesco Cariglia. Er holt einmal die Woche alle Zutaten, die er braucht und macht daraus dann seine köstlichen Eigenkreationen. Vom Teig bis zum Topping wird alles selbst gemacht.

L.S./ Francesco arbeitet jetzt seit fast zehn Jahren bei uns und ist absoluter Perfektionist. Soll heißen, ist eine Pizza nicht so, wie er sie sich vorstellt, verlässt sie die Küche auch nicht. Jetzt im Sommer haben wir glücklicherweise viel Zeit zum Experimentieren und Ausprobieren, wie zum Beispiel die Pizza mit Sauerteig. Bis jetzt ist aber noch nichts spruchreif. Das Besondere an unseren Pizzen ist halt, dass alle Details passen -– von den Zutaten bis zum einheimischen Holz zum Befeuern des Ofens über die richtige Temperatur. Es sind die Kleinigkeiten, die man von außen nicht sieht, die aber den großen Unterschied machen.

L.L./ Neben der Pizza gibt es auch Schnecken aus Wien und besondere Kreationen aus der Küche. Schnecken kannte man früher nur aus Frankreich oder aus dem Film Pretty Woman. Was machen Wiener Schnecken so besonders und was muss man in der Schneggarei unbedingt probiert haben?

A.S./ Die Wiener Schnecken, die wir anbieten, werden jeden Tag frisch geerntet. Nicht in der Dose oder gar gefroren, auch hier sind alle Zutaten frisch. Unbedingt probiert haben sollte man den Burger. Einer unser Klassiker auf dem Menü. Aber auch unser Tatar – ein Hochgenuss!

L.S./ Für mich ist es das Cordon bleu. Da geht mir immer wieder das Herz auf. Unsere Bemühungen, die Gäste zu begeistern, beinhalten auch vegane und vegetarische Salatkreationen. Was man auch unbedingt probiert haben muss, sind die Specials von Martin Brandstätter. Diese kreiert er jede Woche neu. Momentan haben wir ein Garnelen Masala mit Pizzabrot von Francesco mit Oliven und Rosmarin sowie Forelle im Ganzen mit Petersilienkartoffeln, Kapern und Tomatenbutter.

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"Selbstverständlich lebt der Sommer auch nächstes Jahr wieder in Lech."
"Vom Teig bis zum Topping wird alles selbst gemacht."

L.L./ Sie sind mit Leib und Seele Gastronom. Welche Eigenschaften sind heute besonders wichtig, um dem Gast ein Erlebnis zu bieten? Und welche Gepflogenheiten sind mit der Zeit verloren gegangen?

A.S./ Im Mittelpunkt steht der Gast und das sollte man immer beherzigen. Nett, freundlich, zuvorkommend sind Tugenden, die schon ausreichen, um dem Gast ein Erlebnis zu bieten. Das gilt natürlich auch für die Mitarbeiter. Behandelt man diese schlecht, wird auch der Gast sich nicht wohlfühlen. Vieles ist gleich geblieben, manches hat sich verändert. So sind zum Beispiel die Gäste kritischer geworden.

L.S./ Tatsächlich müssen wir uns jetzt schon dem Thema der Mitarbeiterkrise stellen. Es sieht düster für den Bereich der Gastronomie aus, wenn man den Prognosen für die kommenden Jahre Glauben schenken mag. Überall mangelt es an Fachkräften. Und es sind doch gerade gute Mitarbeiter, die den Aufenthalt des Gastes zum Highlight machen. Da sollten wir in den nächsten Jahren als Branche unbedingt wettbewerbsfähiger werden.

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"Es sind die Kleinigkeiten, die man von außen nicht sieht, die aber den großen Unterschied machen. "

L.L./ Ihre Familie Schneider sind Tourismuspioniere und setzen sich auch ganz stark für Lech Zürs ein. Wohin soll sich Lech Zürs in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

A.S./ Lech Zürs braucht meiner Meinung nach eine Generalüberholung. Denn im Sommer bietet es noch zu wenig für die Gäste an. Für die nachfolgenden Generationen hat Lech Zürs einfach nicht das, was sie suchen und brauchen, um sich wohlzufühlen und ein paar schöne Momente zu verbringen. Da hat Lech Zürs definitiv Nachholbedarf.

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"Im Mittelpunkt steht der Gast und das sollte man immer beherzigen."

L.S./ Sehr schwierig, das in einem Satz auszudrücken. Ich habe in meinen Jahren im Ausland viele Eindrücke gewonnen und Erfahrungen gemacht, die ich teilweise immer noch verarbeite. Natürlich denke ich viel darüber nach, wie man Sachen von woanders hier implementieren könnte, gerade im Food-&-Beverage-Bereich. Da gibt es gute, prozessorientierte Lösungen, die bei uns Anwendung finden könnten. So soll es nicht nur der Gast einfacher haben, sondern auch der Gastgeber. Eine Win-win-Situation für beide. Was mir besonders in Lech Zürs fehlt, ist die Zusammenarbeit – ob innerhalb der Gemeinschaft, der Betriebe untereinander oder beim Tourismusbüro mit den Unternehmen. Das müsste sich in Zukunft ändern. Ich glaube auch, dass wir Mut zur Innovation haben müssen. In einer Zeit, in der sich viel ändert, ist das besonders wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und es macht auch Spaß, sich immer wieder neu zu erfinden und Neues auszuprobieren.

Was mir besonders in Lech Zürs fehlt, ist die Zusammenarbeit.

Wordrap

Schnecken sind für mich …

A.S. / gut zum Essen.

L.S / klassisch in der Schneggarei.

Mein Lieblingsplatz in Lech:

A.S. / Schneggarei.

L.S / Von wo auch immer man das Omeshorn sieht.

Die Schneggarei gehört zu Lech wie ...

A.S. / Knoblauch auf den Schnecken.

L.S / die Kirche zum Dorf.

Privat bin ich am liebsten ...

A.S. / im Kreis meiner Liebsten und am Reisen.

L.S. / mit Freunden und Familie.

Infobox

Rüder Charme, standfeste Baumaterialien und eine warmherzige, familiäre Atmosphäre – beschreibt man die Schneggarei, so ist es, als würde man ein bisschen auch den Gastgeber Andreas Schneider charakterisieren. Als zweitältestes Kind von Hannelore und Gebhardt Schneider wurde er in eine lange Familientradition hineingeboren, in der der Gast als erweitertes Familienmitglied im Mittelpunkt steht. So verbrachte er seine Kindheit zusammen mit seinen drei Geschwistern Christian, Angelika und Gerold im über die Grenzen hinaus bekannten Hotel Almhof Schneider, um dann nach seinem Studium der Handelswissenschaften in die Welt hinauszuziehen. Egal, wohin es ihn verschlug – ob Montreal, Südfrankreich oder Kuwait – er wusste immer, dass er zum Ausgangspunkt Lech Zürs zurückkommen würde. Standhaft führte er dann zehn Jahre lang das Hotel der Eltern, bevor er einen Schlaganfall erlitten hat. Er kämpfte sich fünf Jahre zurück ins Leben und erfüllte sich mit der Schneggarei einen langersehnten Traum. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner Familie, die bei der Umsetzung mithalfen. Heute gehört die Schneggarei als „modernste Skihütte Österreichs“ genauso zu Lech Zürs wie der Almhof Schneider, geführt von seinem Bruder Gerold. Und dass es auch so bleibt, dafür sorgt Sohn Leopold Schneider. Der studierte Hospitality Manager setzt nicht nur die legendäre Gastfreundschaft der Familie Schneider fort, sondern stellt mit dem Konzept des Summer Coworking Space die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft.


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