Die Kunst des Gemeinnschaffens
Allmeinde commongrounds und Kunstraum Zug
In den Alpen ist der Begriff der Allme(i)nde/ Alm geläufig durch eine über Jahrhunderte gelebte Praxis einer gemeinschaftlichen, regelbasierten Nutzung von Wasser, Weiden oder Wald. Mit der zunehmenden Bedrohung geteilter natürlicher Ressourcen hat der Begriff der commons im öffentlichen Diskurs wieder stark an Bedeutung gewonnen.
Im Fokus der von Gerold und Katia Schneider vor über 20 Jahren gegründeten allmeinde commongrounds steht der Wunsch einer Übertragung dieses Modells in die Wissens-gesellschaft in Form einer gemeinschaftlichen, transdisziplinären Erkundung und Mitgestaltung des Gemeinwesens. Sehr früh, nämlich schon im Jahr 2000, haben Gerold und Katia Schneider in Lech eine kleine Kulturinitiative gleichen Namens gegründet, die sich selbst als transdisziplinäre Denkwerkstatt und Diskursforum sieht.
La Loupe hat Katia und Gerold Schneider gebeten, von Motivation, Geschichte und Zukunft ihrer Initiative zu erzählen:
„Die Idee zur allmeinde commongrounds als Kulturinitiative ist deutlich älter als ihr Name. Sie begleitet mich spätestens seit meinen frühen Studientagen, in denen es alles andere als klar war, dass ich den Almhof als elterlichen Betrieb übernehmen würde. Die Idee ist einem frühen Bedürfnis nach Orientierung und nach dialogischer Reflexion geschuldet, nicht zuletzt aber auch der Utopie gemeinsamer Gestaltung des eigenen Lebensraumes, in dem ich mich tief verwurzelt fühle."
"Nachzudenken über den eigenen Lebensraum, in Gemeinschaft anderer, erschien mir eine durchaus plausible Aufgabe für mein Leben zu sein. Gemeinsam mit Katia ist im Rahmen ihrer Diplom-arbeit 1994 in Paris dann daraus zuerst das Projekt „Ein Haus für die Alpen“ entstanden. Die Überlegungen, die wir im Rahmen dieser Arbeit entwickelt haben, enthalten im Kern eigentlich schon fast alles, was uns heute noch bewegt.
Die Änderung des Namens zu allmeinde (und dem englischen Pendant commongrounds) verdanken wir einem Freund: Er hat uns auf Ivan Illichs Arbeit „Das Recht auf Gemeinheit“ hingewiesen. Mit der unerwarteten Rückkehr in mein Elternhaus haben sich die Schwerpunkte unserer Arbeit dann sehr stark in Richtung Hotel und Architektur verschoben. „Dialog braucht einen (physischen) Raum“, dachten wir immer.
So entstand 2000 die erste Ausbauphase der allmeinde im Heustock eines „nicht mehr gebrauchten Stalles“. Die Erweiterung und Fertigstellung erfolgten dann 2005/6. Seitdem sind unterschiedliche Projekte entstanden, mit einem starken Fokus anfangs auch auf Musik, vor allem aber auf bildender Kunst. In der ursprünglichen Idee der allmeinde ist Kunst aber nur als ein Teil verankert.
Um dieser Idee besser gerecht zu werden und die Ausstellungstätigkeit „auszulagern“, haben wir nun den KUNSTRAUM ZUG geschaffen, wo letzten Winter Skulpturen des österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli zu sehen waren. Dieses Jahr schließen wir mit einer Ausstellung der beiden Vorarlberger Künstler Christoph und Markus Getzner „Uran 238 hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren“ daran an.
In Zug hingegen, von wo die mütterliche Seite meines Vaters stammt, wollen wir uns in den nächsten Jahren verstärkt künstlerischen und kunsthandwerklichen Themen widmen.”
Ausstellung Kunstraum Zug
Uran 238 hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren
Für die Ausstellung im Kunstraum Zug haben die beiden Vorarlberger Künstler Christoph und Markus Getzner eine neue Werkgruppe konzipiert. „Die Reichweite menschlichen Handelns und die längerfristigen Folgen des heutigen Tuns für Mensch, Tier und Natur gilt es zu reflektieren und von da her im Sinne einer generationsübergreifenden Verantwortung zu handeln. Im Gegensatz dazu existieren Zeitabschnitte, die einer offenen und ungewissen Zukunft mit nicht hinreichend gesichertem Wissen gegenüberstehen, im Sinne der Erkenntnis und Lösung von Problemen.“ - Christoph und Markus Getzner