Comeback am Arlberg
Zwei Weltenbummler folgen dem Ruf zurück in die alte Heimat
Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch eine große Leidenschaft teilen: ihre Liebe zur Heimat. In Zürs am Arlberg geboren und aufgewachsen, trennten sich die Wege von Philipp und Patrick Brändle bald. Während Philipp als studierter Aerodynamiker zur Formel 1 ging und sechs Jahre für den Mercedes-Rennstall in England arbeitete, zog es Patrick als Hotelier hinaus in die Welt, mit interessanten Jobs auf verschiedenen Kontinenten. Nun sind beide wieder zurück, um friendly Brändle, das Geschäft der Eltern, weiterzuführen. Darüber hinaus hat der erfahrene Motorsport-Ingenieur Philipp auch ein Engagement als Technikexperte beim Fernsehsender Servus TV. Eine Anstellung, die ihm sein Vorarlberger Landsmann Christian Klien beim gemeinsamen Skifahren schmackhaft gemacht hat. Apropos „schmackhaft“: Neben seiner Tätigkeit im Familienbetrieb ist Patrick Teil des Führungsteams des traditionellen Hotels der klostertalerhof und des À-la-carte-Restaurants das guat – ein Ort der Gaumenfreuden mit der perfekten Mischung aus österreichischer und moderner internationaler Kochkunst.
L.L./ Lech Zürs hat ja bereits einige Gastronomen, welche in der Formel 1 tätig waren. Philipp, Sie waren sechs Jahre lang als Aerodynamiker für das Mercedes F1-Team tätig. Was hat Sie in all den Jahren am meisten begeistert und warum sind Sie schlussendlich doch nach Zürs zurückgekehrt?
PH.B./ Meine Begeisterung galt klar der Technik an sich und der Geschwindigkeit. Alle Tätigkeiten im Bereich der Formel 1 drehten sich um Prototypen. Es ging um den „Drive for Performance“, bei dem jedes Detail zählt und jeder Mitarbeiter im Team für den Sieg arbeitet und nicht nur aus Spaß an der Freude. Hinzu kam die Historie des Teams. So hat die Fabrik in Brackley in der Vergangenheit schon öfters den Besitzer gewechselt und sah viele Mitarbeiter kommen und gehen. Wenn man dann jemanden traf, der vielleicht vor zehn oder 20 Jahren dort gearbeitet hatte und man sich mit dieser Person austauschen konnte, war das einmalig und extrem spannend. Ich konnte so die Erfahrungen aus der Vergangenheit für Neuheiten nutzen. Für mich als technikaffinen Menschen und gelernten Ingenieur war es die Faszination Formel 1, die mich am meisten begeisterte. Das war schon eine recht intensive Zeit, vor allem die Einsätze an der Rennstrecke selbst. Dennoch glaube ich nicht, dass meine Entscheidung, zurückzukommen mit weniger Stress verbunden ist. Sollte der Schnee uns nicht im Stich lassen, schenken auch die Wintermonate hier erfahrungsgemäß wenig Verschnaufmomente. Außerdem war es an der Zeit, meine Eltern zu unterstützen und so langsam abzulösen, die den Familienbetrieb ja schon seit fast 40 Jahren führen. Es war mir zudem bereits vor dem Eintritt in die Formel 1 klar, dass dies nur von beschränkter Dauer sein wird und dass ich auf jeden Fall wieder nach Hause komme.
"Meine Begeisterung galt klar der Technik an sich und der Geschwindigkeit." Philipp Brändle
L.L./ Seit diesem Jahr sind Sie F1-Experte für Servus TV. Wie ist das Gefühl, vom Windkanal im Hintergrund nun als Analytiker vor der Kamera zu stehen?
PH.B./ Irgendwie anders, aber doch ein tolles Gefühl. Die Kamera nehme ich an sich gar nicht wahr. Mir scheint es eher wie eine Talkrunde unter Teamkollegen. Es macht Riesenspaß und ich kann mich auf das konzentrieren, was ich gut kann: die Technik erklären! Hat man nämlich nur Fahrer-Experten an der Hand, können die zwar gut die Herausforderungen und Begebenheiten aus der Perspektive des Fahrers erklären, aber die ganze technische Komponente mit den geltenden Regeln und vielen Strategien fehlt. Daher ist es schon gut, wenn jemand wie ich die Technik näherbringen kann. Das muss jetzt nicht unbedingt bis ins letzte Detail sein, sondern nur die Grundzüge, sodass Entscheidungen des Rennteams während eines Rennens besser verstanden werden.
"Irgendwie anders, aber doch ein tolles Gefühl." Philipp Brändle
L.L./ Patrick, Sie sind ein Weltenbummler und haben knapp zehn Jahre als Hoteldirektor gearbeitet. Wie stark war das Heimweh nach Zürs, sodass Sie nun zurückgekommen sind? Was haben Sie im Ausland am meisten vermisst und welche Erlebnisse würden Sie gerne nach Zürs holen?
PA.B./ Ich kann mit Recht behaupten, dass mein Koffer vollgepackt mit Erlebnissen und Erfahrungen war. Dementsprechend war es an der Zeit, wieder heimzukehren. Außerdem war ich immer derjenige, der zu Geburts- und Jahrestagen gefehlt hat. Die Herausforderungen, denen man als Hoteldirektor gegenübersteht – von einem Meeting zum anderen, arbeiten auch an Feiertagen – kann man sicherlich auch im eigenen Betrieb erleben und nicht täglich für fremde Konzerne. Denn meine Frau Sabrina, die die Fashion-Abteilung verantworten soll, und meine Kinder sind mein Anker. In Zürs bin ich zu Hause. Hier engagiere ich mich im Ortsvorstand, kann mit Freunden einen Kaffee trinken gehen und kann versuchen, irgendwie meinen Fußabdruck zu hinterlassen. Etwas, das man im Ausland einfach nicht kann. Welche Erlebnisse würde ich nach Zürs holen? Schwierig. Es gibt Destinationen, die ich bei ihrer Neu-Entwicklung begleitet habe. Ich denke da zum Beispiel an die Entwicklung einer Touristendestination in Afrika, an der ich vier Jahre beteiligt war, oder den boomenden Städtebau. Auf Zürs gemünzt muss man sich dementsprechend die Frage stellen, ob und wie neue Herausforderungen angegangen werden. Wir sind eine Destination, die goldene Zeiten hatte. Ich spreche hier bewusst von der Vergangenheit. Aber wer sagt denn, dass das in Zukunft nicht wieder so sein kann?! Im Moment sind wir davon aber noch weit entfernt. Wir müssen uns den neuen Rahmenbedingungen anpassen und uns der Herausforderung stellen, unserer Tradition und dem Anspruch der „Nachrücker-Generation“ gerecht zu werden.
"Ich kann mit Recht behaupten, dass mein Koffer vollgepackt mit Erlebnissen und Erfahrungen war." Patrick Brändle
L.L./ Heute sind Sie neben der Tätigkeit im Familienunternehmen und Ihrem Hotel der klostertalerhof in Klösterle auch in der Hotelberatung tätig. Was muss ein Hotel heute und in Zukunft können, um den Gast zu begeistern?
PA.B./ Ich glaube, es war Jeff Bezos, der in jedem Meeting einen leeren Stuhl hingestellt und gesagte, dieser Stuhl gehört dem Gast. An erster Stelle steht nämlich die Frage: Machen wir den Komfort für unseren Gast oder für uns? Es muss klar sein, worauf der Fokus liegt. Unterm Strich dreht sich nämlich alles um den Kunden. Ein Kunde, zu dem auch der Mitarbeiter geworden ist. Das heißt, wir sollten den Menschen betrachten, mit dem wir zusammenarbeiten und für den wir arbeiten. Es reicht nicht mehr nur, dass der Kunde oder Mitarbeiter zufrieden ist. Nein, es braucht Begeisterung – und zwar während der ganzen Customer Journey. Dafür muss man selbstverständlich die Mitarbeiter ins Boot holen. Schlussendlich sind es ja nicht nur zwei Hände, die den Gast begeistern, sondern die Hände aller, die am Produkt für den Gast arbeiten. Hinter und vor den Kulissen. Ein Hotel muss wie jedes Unternehmen ein „Warum“ besitzen. Seine Existenzfrage, und diese ist niemals die Optimierung des Gewinns, dies ist höchstens das Resultat. Mit einem klaren Warum ändert sich von der operativen Tätigkeit bis zum Buchungsprozess vieles in einem Hotel. Somit sind für mich ein klares „Warum“, Einsicht, Selbstkritik und die Leidenschaft, täglich besser zu werden, wichtige Punkte am Weg in die Zukunft.
"Es muss klar sein, worauf der Fokus liegt." Patrick Brändle
L.L./ Lech Zürs und der Arlberg haben eine spezielle Anziehungskraft. Wie schaffen es die vielen Familienbetriebe, den Gast zum Stammgast zu machen?
PA.B./ Generell steht man vor der Herausforderung, die zu kosmopolitischen Menschen gewordenen Gäste so zu begeistern, dass sie immer wieder kommen. Reisen im Allgemeinen und speziell die Flugreisen sind immer einfacher und günstiger geworden, auch wenn Corona dies wieder etwas erschwert hat. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir Sommergäste hatten, die normalerweise nur im Winter zu uns kommen. Aber so etwas sind Ausnahmen. Die Menschen wollen leider nicht immer „nur“ in dasselbe Hotel. Sie wollen immer wieder Neues sehen, denn Reisen sollte stets ein Erlebnis sein. Eine demografische Herausforderung, die es schwierig macht, aus Gästen Stammgäste zu machen. Da kommt wieder das Konzept der Begeisterung vom Anfang bis zum Ende der Customer Journey zum Tragen.
"Sie wollen etwas sehen, denn Reisen beginnt schon im Kopf." Patrick Brändle
L.L./ Welche Eigenschaften haben Sie von Zürs in die Welt mitgenommen und was von der Welt zurückgebracht?
PH.B./ Spannende Frage. Also harte Arbeit, Pünktlichkeit und die ganzen Grundtugenden wie Demut und Ehrlichkeit haben mir meine Eltern beigebracht. Genauso wie den Dienstleistungs- und Servicegedanken. Was ich aus der Formel 1 mitnehme, ist die Einstellung, erst dann Feierabend zu machen, wenn die Arbeit getan ist, sowie der Fokus, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
PA.B./ Definitiv habe ich in Zürs gelernt, den Gast in den Mittelpunkt zu stellen und hart zu arbeiten. Mitgebracht aus der Welt habe ich eine offene Denkweise.
"Es braucht Begeisterung – und zwar während der ganzen Customer Journey." Patrick Brändle
L.L./ Im Winter betreiben Sie gemeinsam mit Ihrer Familie den Skiverleih, Fashionshop und das Bistro friendly Brändle in Zürs. Was ist Ihr Versprechen an den Gast?
PH.B./ Wir legen nicht nur Wert auf Qualität und Kompetenz, sondern zeigen auch Leidenschaft für das, was wir machen. So hoffen wir, dass der Gast nicht nur mit Begeisterung nach Hause fährt, sondern auch zum Stammgast wird und immer wieder kommt.
PA.B./ Wir versuchen, alles zu tun, dass der Gast unser Haus absolut begeistert wieder verlässt; sowohl auf Basis einer freundlichen als auch fachlichen Art und Weise.
"Wir legen nicht nur Wert auf Qualität und Kompetenz, sondern zeigen auch Leidenschaft für das, was wir machen. Wir versuchen alles zu tun, sodass der Gast unser Haus absolut begeistert wieder ver-lässt.Wir haben eine ganz klare Mitarbeitermission – der beste und fairste Arbeitsplatz zu werden." Phillipp Brändle
L.L./ Sie sind neu in das Familienbusiness eingestiegen. Wie soll sich friendly Brändle in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
PH.B./ Wir haben das Ziel vor Augen, dass jeder verliehene Ski ein friendly-Brändle-Ski sein soll. Schön wäre es auch, wenn man friendly Brändle über die Grenzen von Zürs hinaus kennen würde. Was den Ausbau des Betriebes betrifft, werden wir uns erstmal auf unser Kerngeschäft konzentrieren.
PA.B./ Wir haben eine ganz klare Mitarbeitermission – der beste und fairste Arbeitsplatz zu werden; und zwar in allen Bereichen. Generell muss man am Arlberg schauen, dass da, wo friendly Brändle drauf steht, auch friendly Brändle mit all seinen Werten drin ist. Gut vorstellen könnte ich mir in Zukunft einen Onlineshop: Irgendwo auf der Welt bietet ein Hotel einen Skiverleih digital an, bei dem wir als friendly Brändle mit unserer Kompetenz dahinterstehen. Mein Fokus liegt klar darauf, das Kerngeschäft zu stärken, aufzubauen und ein digitales Verleihkonzept zu integrieren, um so ein weiteres Standbein zu haben. Gastronomisch wollen wir, egal, wo wir sind, mit unserem Team hohe Qualität auf legere Art und Weise bieten.
L.L./ Philipp, gibt es für Sie als Aeordynamiker schon eine Idee, Ihr Wissen in den Skiservice einzubringen oder sogar selbst einen friendly-Brändle-Ski zu entwickeln?
PH.B./ Es gibt natürlich sehr viel Wissen, das ich aus der Formel 1 mitbringe. Dazu gehört zum Beispiel das Thema des 3D-Drucks. So hatte ich die Vision, dass man doch einen Skischuh 3D drucken könnte, bevor ich vor zwei Monaten durch Zufall entdeckt habe, dass es den schon gibt. Ein Skiverleih aus Tirol hatte mit der Produktion angefangen und diese aus mir nicht bekannten Gründen wieder eingestellt. Die Invention wurde sogar vor zwei Jahren auf der ISPO mit einem Award ausgezeichnet. Ich könnte nun mutmaßen, dass die Entwickler sicherlich in diesem Bereich fachlich versiert sind, aber meine Erfahrungen aus der Formel 1 vielleicht den Unterschied machen könnten. Wer weiß das schon? Es gibt auch Ideen für einen Ski, die aber aufgrund der wenigen verfügbaren Zeit nicht vorangetrieben wurden. Immerhin, Grundsteine wurden schon gelegt, Kontakte geknüpft und die Möglichkeit gibt es. Des Weiteren kooperiere ich mit einem kleinen Sportverband im Bereich der Aerodynamik.
L.L./ Patrick, im letzten Jahr gab es im friendly Brändles Bistro eine regelmäßige Pop-up-Kultur mit einer kulinarischen Reise um die Welt. Auf was darf man sich in diesem Winter kulinarisch freuen?
PA.B./ Kulinarisch möchten wir uns weiterentwickeln. Wir haben die Kompetenz und die Fähigkeit der Mitarbeiter. Letztes Jahr haben wir am Wochenende ein Take-away-Menü etabliert, das sehr gut funktioniert hat. Das werden wir vielleicht dieses Jahr wiederholen. Ein Wunsch meinerseits ist es, die alte, von mir gestaltete Trittkopf-Gondel in eine Fonduestube oder ein ähnliches Highlight zu verwandeln. Daher wäre eine weitere Idee unsererseits, hier eine Art Pop-up-Restaurant zu machen, mit höchstens acht Tischen, ein paar Mal in der Woche, und einer Bar. Das geht aber nur, wenn alles stimmt und unsere Werte und unsere Qualität, die wir den Gästen bieten, nicht darüber verloren geht und unser Team dahintersteht.
"Definitiv habe ich in Zürs gelernt, den Gast in den Mittelpunkt zu stellen und hart zu arbeiten. Mitge-bracht aus der Welt habe ich eine offene Denkweise. " Patrick Brändle
Wordrap: Patrick & Philipp Brändle
Bruderherz vs. Bruderschmerz?
PA.B. / Definitiv Bruderherz! Ich bin sehr stolz auf meinen Bruder. Wir ergänzen uns einfach.
PH.B. / Stimme ich zu. Absolut Bruderherz. Ich profitiere von der Lebenserfahrung meines Bruders.
Zürs geht nicht ohne ...
PA.B. / Gemeinschaft.
PH.B. / friendly Brändle.
friendly Brändle ist immer ...
PA.B. / für seine Gäste da.
PH.B. / friendly.
Das muss ein Zürs-Gast unbedingt wissen:
PA.B. / dass er in Zürs gut aufgehoben
PH.B. / … und immer willkommen ist.
Perfekter Skiservice in drei Wörtern:
PH.B. / Schnell. Qualität. Preiswert.
In den sozialen Medien wird er als absolutes Killerfeature von ServusTV gefeiert – Philipp Brändle überzeugte schon beim ersten Saisonrennen in Bahrain mit seinem Technik-Wissen und seinem messerscharfen Blick auf die aktuellen Rennwagen. Dabei beweist der Vorarlberger Aerodynamik-Experte, der sechs Jahre lang am Auto von Serien-Weltmeister Lewis Hamilton gearbeitet hat, ehe er Ende 2019 nach Klösterle heimkehrte, wahres Fingerspitzengefühl. Das braucht er auch, um die Gäste des Traditionshauses friendly Brändle in Zürs zu begeistern. Dass Begeisterung der Schlüssel zum Erfolg ist, weiß niemand besser als der Fachmann selbst, Patrick Brändl – Hotelier, Berater in der Hotellerie und Dienstleistungsprofi. Überall auf der Welt zu Hause, folgte der Weltenbummler zusammen mit seiner Familie dem Ruf zurück ins Ländle, um gemeinsam mit seinem Bruder den Familienbetrieb in dritter Generation erfolgreich weiterzuführen. In einer Zeit, in der sich die Rahmenbedingungen vielleicht geändert haben, die Kompetenz und Qualität von friendly Brändle aber nicht. Genau das ist der Garant für langwährende Begeisterung, die den Brüdern für ihre Gäste am Herzen liegt.
Talstation Trittkopfbahn (Haus Zürsersee), 6763 Zürs am Arlberg