Begeisternde Begegnungen
Interview mit Susi und Sepp Schellhorn vom Hotel Seehof
Schauspieler und Künstler gehen hier ein und aus. Genauso wie Neugierige, Entspannungssuchende und Naturverliebte. Der Seehof ist ein magischer Ort in Goldegg und begrüßt jeden Gast wie einen Freund. Für diese Wohlfühlatmosphäre sorgen Susi und Sepp Schellhorn, die hier ein besonderes Refugium geschaffen haben. Im Interview sprechen sie über ihre „Verzauberungsanstalt“, die Leidenschaft zur Kunst und das Sepp-Schellhorn-Stipendium.
L.L. / Ein Journalist bezeichnete den Seehof einst als Verzauberungsanstalt. Ein Wort, das Sie gerne übernommen haben. Was dürfen wir uns darunter vorstellen? Was macht das „Erlebnis Seehof“ aus?
Se.S. / Wenn man das Salzachtal herauffährt nach Goldegg, eröffnet sich eine andere Welt. Diese Welt scheint sehr abgeschieden. Zudem ist das Hotel über Generationen anders gewachsen – von außen denkt man, es wäre ein altes, bürgerliches Gutshaus, von innen überrascht und verzaubert es. Dieses „Andere“ wollen wir leben und soll für uns und unsere Gäste sinnstiftend sein – genauso wie die Kulinarik, die Kultur und auch die Kunst hier im Haus. Sinnstiftend steht bei uns gleichbedeutend für Verzauberung.
„Wenn man das Salzachtal herauffährt zu uns, eröffnet sich eine andere Welt.“
L.L. / „There are a lot of good people around“ steht auf Ihrer Hausfassade in Neonbuchstaben geschrieben. Und es stimmt, im Seehof kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Wie würden Sie das Flair im Seehof bezeichnen?
Su.S. / Das besondere Flair ergibt sich vor allem durch die Stimmung. Mich überrascht und freut es immer wieder, dass hier Menschen zusammenkommen, die gut miteinander können. Wir schaffen dafür den Rahmen.
Wir haben sehr viele Stammgäste, daher ist es umso wichtiger, dass wir von neuen Gästen entdeckt werden.
Hier begegnen sich alle Altersstufen. Das ist großartig.
Se.S. / Das Hotel ist eher klein und hat lediglich 58 Betten. Das ist die ideale Größe eines Hauses, um sich besser kennenzulernen. Es schwirren auch immer ein paar Künstler und Literaten herum – so kommt man ins Reden. Gerade bei Veranstaltungen entsteht im Seehof ein großes Netzwerk unter den Gästen. Im Sommer trägt der wunderschöne Kastaniengarten und der See, in der kalten Jahreszeit die Bar zum einzigartigen Flair bei.
Su.S. / Nicht zu vergessen ist unsere Großzügigkeit – wir sind nicht spießig und es gibt keine festgesetzten Regeln, zumindest größtenteils (lacht). Alle Gäste können bei uns richtig entschleunigen.
„Für mich ist die Küche ein Erholungs- und Rückzugsort.“
L.L. / Sie vergeben das Sepp-Schellhorn-Stipendium, ein österreichischer Literaturpreis, der es Künstlern ermöglicht, intensiv an ihren Texten zu feilen. Arbeiten die Autoren direkt im Seehof?
Se.S. / Ich würde es weniger als Preis bezeichnen, sondern mehr als Wertschätzung für die Kunst und das kulturelle Erbe Österreichs. Ich bin der Ansicht, dass Schriftstellern zu wenig Raum gegeben wird. Auf Anraten des Suhrkamp-Verlags haben wir deshalb das Stipendium ins Leben gerufen und im alten Salzmann-Haus nebenan zwei großzügige Stipendiatenwohnungen eingerichtet. Diese werden viermal im Jahr für zwei Monate vergeben. Der Preis ist nicht dotiert, dafür ist Kost und Logis umsonst. Für das Haus ist es großartig, wenn sich unsere Gäste mit Literaten und Künstlern mischen.
L.L. / Herr Schellhorn, Sie kommen aus einer Gastronomiefamilie, sind Koch und leiten mehrere Betriebe. Haben Sie überhaupt noch Zeit, um in der Küche zu stehen oder ist es mehr die Planung, die im Seehof mittlerweile im Vordergrund steht?
Se.S. / Das Konzeptionelle macht Susi. Wenn ich nach einem langen Tag aus unserem Restaurant M32 in Salzburg zurückkehre, stelle ich mich von Donnerstag bis Sonntag gerne gemeinsam mit unserem Küchenchef in die Küche. Für mich ist die Küche ein Erholungs- und Rückzugsort. Hier kann ich mich entfalten und den Kopf frei bekommen. Im Seehof haben wir eine Küche, die für jeden offen ist – der Chefs Table kann jeden Abend reserviert werden. Wir schätzen unsere Produkte und unseren eigenen Garten, in dem wir inzwischen den Großteil unseres Sommergemüses ernten.
Su.S. / Unsere philosophischen und literarischen Veranstaltungen sind gemeinsam entstanden. Sepp ist beruflich viel unterwegs und bringt immer wieder Ideen und einen neuen Blick auf den Seehof mit.
„Wir waren schon immer kunstaffin und haben bereits mit 18 Jahren das erste Bild in Paris erststanden.“
L.L. / Das Hotel verfügt außerdem über eine eigene Kunstsammlung. Woher kommt Ihre Leidenschaft zu den schönen Dingen? Und woher kommt die Kunst?
Se.S. / Wir waren schon immer kunstaffin und Susi und ich haben bereits mit 18 Jahren das erste Bild in Paris erstanden. Mich hat die Leidenschaft bis heute nicht losgelassen. Ich würde fast von einem Suchtpotenzial sprechen. Die Kunst kommt hauptsächlich über Bekanntschaften und Aktionen zu uns. Von Hubert Scheibl über Siegfried Anzinger bis Maria Lassnig hängen hier nur Originale. Der Fokus liegt auf Fotokunst und Malerei, insgesamt zeigen wir 358 Bilder.
„Mich überrascht und freut es immer, dass hier Menschen zusammenkommen, die gut miteinander können.“
L.L. / Ist Ihr Konzept in der Region einzigartig?
Se.S. / Wir sind ein weißer Fleck auf der Landkarte, deshalb müssen wir uns behaupten. Aus diesem Grund haben wir uns in eine ganz spitze Positionierung gebracht und genießen dadurch Aufmerksamkeit bei den Gästen. Literatur, Kunst, Philosophie – das unterscheidet uns schon stark von anderen Hotels.
L.L. / Sie betreiben auch das Haubenrestaurant M32 am Mönchsberg in Salzburg. Was unterscheidet den Seehof von diesem Lokal?
Se.S. / Die beiden Orte sind sehr unterschiedlich. Der Seehof hat viel mit Individualität zu tun, das M32 in Salzburg zeichnet sich hingegen mit der schönsten Aussicht der Nation aus. Es ist sehr gefragt, aber aufgrund der hohen Erwartungen schwer zu bespielen. Heute treffen sich im M32 Salzburger und Museumsgäste des Museums der Moderne. Tagsüber bin ich in Salzburg tätig, abends kehre ich gerne nach Hause in den Seehof zurück. Es sind wirklich zwei unterschiedliche Welten.
Susi und Sepp Schellhorn führen gemeinsam das Hotel Der Seehof in Goldegg, das in seinen Räumlichkeiten zahlreiche Kunstwerke beherbergt. Durch zahlreiche Events zum Thema Philosophie, Literatur und Kunst hat sich das Haus über die Jahre einen Namen gemacht und zieht Gäste aus nah und fern an, die gerne über Nacht bleiben. Sepp Schellhorn betreibt außerdem das M32 im Museum der Moderne in Salzburg.